Besser spät als nie…

Jetzt bin ich technisch schon auf dem Rückweg nach Deutschland und habe Euch noch gar nichts über Sydney geschrieben. Dann willl ich das schnell mal nachholen, bevor ich wieder im Alltagssumpf versinke.

Noch ein früher Vogel!

Am 16. Januar bin ich morgens um 6 Uhr von Christchurch nach Sydney geflogen. Da es sich bekanntlich um einen internationalen Flug handelt, musste ich um 3:00 Uhr aufstehen. Mein Neffe leider auch, da sein Flug um 6:30 Uhr ging. Das war zwar ein Inlandsflug, der weniger Vorlauf brauchte, aber es machte keinen Sinn, dass er eine Stunde später auf eigene Faust Richtung Flughafen pilgern würde.

Eine Begleiterscheinung des frühen Fluges war, dass ich auch entsprechend früh in Sydney eintraf. Abflug um 6, 3.5 Stunden Flug, 2 Stunden Zeitverschiebung → Landung um 7:30 Uhr.

Was sind die alle nett hier

Im Endeffekt stand ich um 8:30 Uhr im Hotel und mir war ja im Grunde klar, dass das Zimmer um DIESE Uhrzeit wahrscheinlich noch nicht fertig sein würde. Also habe ich freundlich gefragt, ob ich irgendwo die Schuhe wechseln könne (Die Wanderstiefel sind so schwer und groß, dass ich sie auf den Flügen immer an habe. Die passen nicht in den Koffer.).

Man hat mir eine ruhige Ecke am Ende der Lobby gezeigt, wo ich mich gleich daran gemacht habe, die Schuhe zu wechseln. Mir wurde zunächst auch angeboten, mich im Pool-Bereich frisch zu machen (hab ich derart gerochen?).

5 Minuten später, als ich gerade die Schuhe gewechselt hatte, kam die nette Dame vom Empfang und sagte mir, sie habe mein Zimmer „gefunden“. Die Wortwahl fand ich interessant, mir war bis dahin nicht klar, dass man das Zimmer vermisst und gesucht hatte. Kurz drauf wurde mir klar: Man hatte EIN Zimmer für mich gefunden. Und das war der Hammer:

Doppeldecker…

Mir wurde heimlich, still und leise ein Upgrade auf ein zweistöckiges Appartement verpasst. Total genial. Wer wissen will, wie die im Ovolo so ticken:

Und das Beste überhaupt: Die Uhr im Foyer:

Den Rest des Mittwoch habe ich damit verbracht, auf eine großangelegte Wanderung durch die Innenstadt zu gehen. Mein Hotel, das Ovolo liegt sozusagen auf der „Rückseite“ des botanischen Gartens, nicht weit weg von der Oper. Also führte mich mein Weg zu Beginn durch eben diesen botanischen Garten zum Mc Quairies Chair mit schönem Blick auf Oper und Harbour Bridge. Auf dem Weg zur Oper kam ich auch am Gelände des St. George Open Air Cinemas vorbei, dem meiner Meinung nach besten Open Air Kino aller Zeiten.

Want me to take a photo? (1)

Das ist in Sydney DER Spruch, um mit Leuten (OK, überwiegend anderen Touristen) ins Gespräch zu kommen. Auf dem Weg zur Oper saß eine Frau auf der Mauer und versuchte verzweifelt, sich UND die Oper auf ein und dasselbe Bild zu bekommen. Also hab ich angeboten, das Foto für sie zu machen. Sie hieß Billie und kam aus Edinburgh. Ich war ja auf dem Weg zur Oper, sie auf dem Weg zu Mc Quaries Chair und DANACH zur Oper. Wir haben uns kurz unterhalten und dann in entgegengesetzte Richtungen verabschiedet.

Keine halbe Stunde später – ich war gerade dabei die Oper abzulichten – kam sie wieder vorbei und hat mich angesprochen. Am Ende haben wir zusammen ein Eis gegessen und den Weg zum Queen Victoria Building gemeinsam zurück gelegt. Für mich ging es zum Darling Harbour, Billie ist in ein Museum.

Es scheint eine ganze Reihe Leute zu geben, die alleine reisen. Das Folgende ist ein Anblick, den man alle paar Meter genießen kann:

Ja, ich hab ihr dann angeboten, das Foto für sie zu machen…

Wasser, überall Wasser…

Den Donnerstag habe ich spät begonnen und bin zum Frühstück nach Manly Beach gefahren. Alle schwärmen immer von Bondi, aber Bondi heißt für mich:

  • umständlich zu erreichen – nur via Auto oder Bus
  • Strand und sonst NIX
  • Kein Charme

Manly dagegen ist das genaue Gegenteil. Wenn man mit der Fähre vom Circular Quay nach Manly gefahren ist, dann kann man eigentlich nur entspannt sein. Und man gondelt nebenbei durch weite Teile des Hafens und der Wasserwege, vorbei am Zoo, Double Bay und Rose Bay.

Der Fähranleger.
Strand auf der Bay-Seite.
Die Fußgängerzone von Manly.

Das ist auch einer der Gründe, warum mir Sydney so gut gefällt. Wo man hin kommt steht man gleich am Wasser. Nach einem gesunden Müsli in einem netten kleinen Cafe bin ich kurz an den Strand.

Frühstück!

Aber in der Sonne war es mir einfach viel zu heiß. Also hab ich die Fußgängerzone genossen, Leute geschaut und bin später wieder mit der Fähre zurück. Als nächstes wollte ich gerne mal wieder auf den Fernsehturm. Von dort oben sieht man sehr schön, wie Sydney vom Wasser durchzogen ist:

Das Ovolo im Vordergrund, dahinter die Bucht Richtung Meer.
Die „Binnenseite“ von Sydney.

Einen Schreck habe ich aber doch bekommen. Früher konnte man vom Turm aus auch die Oper gut sehen. Mittlerweile stehen dermaßen viele Wolkenkratzer im Weg, dass man nur ein kleines Fitzelchen vom weißen Dach erkennen kann. Schade.

Das beste Kino der Welt.

Am Abend bin ich gemütlich vom Hotel zum Open Air Kino gelaufen und habe die zwei Stunden bis zum Beginn des Films mit Essen und Aussicht genießen verbracht. Und auch dort kommt man ganz schnell mit Leuten ins Gespräch, zumal wenn man die raren Tische miteinander teilen muss.

In diesem Fall war es eine Familie aus Sydney. Hey! Locals! 🙂

Als es dann endlich los ging, startete das Kino mit dem traditionellen „Aufstellen“ der Leinwand zu ein paar der besten Songs aus Filmklassikern:

Der Film war nicht schlecht (The Front Runner) aber ich musste mich immer wieder entscheiden, ob ich lieber Skyline und Oper oder lieber den Film schauen wollte.

Blick vom Kino auf die Skyline.

Im Laufe des Abends wurde ich sogar von einer Frau des Sicherheitsdienstes auf mein modisches Hemd von Desigual angesprochen. Oder wollte die doch nur testen, ob jemand mit so einem Hemd vielleicht gefährlich sein könnte?

Warum e-Fahrräder an diesem Ende der Welt vermutlich funktionieren…

Man liest immer wieder von Firmen, die e-Fahrräder oder e-Scooter in Städten platzieren und hoffen, dass die Leute diese statt des Autos oder des öffentlichen Nahverkehres nutzen. So auch in Neuseeland (Auckland, Christchurch, Wellington) und Australien (Sydney). Ich bin mit meinem Neffen in Christchurch einmal mit so einem Roller gefahren und es war schon lustig. Aber als dauerhafte Alternative zum Auto oder der Straßenbahn? Ich weiß nicht. Ich wusste nicht. Bis Freitag.

Ich wollte gerne mit dem Bus (ich hatte mir extra eine Opal-Card gezogen) Richtung Circular Quay, um von dort in das Kneipenviertel „The Rocks“ zu spazieren. Dabei ist mir folgendes aufgefallen:

  • Fahrzeiten an Bushaltestellen sind Schätzwerte. Der Bus kommt, oder er kommt nicht.
  • Es gibt kein allzu dichtes Bus-Netz. Man muss immer ein paar Blocks laufen
  • Teilweise nutzen Busse nicht mal die selbe Haltestelle. Man muss dann 200 Meter die Straße runter, um eine Haltestelle der anderen Linie zu erreichen.
  • Weniger kritisch aber lustig: Statt eine Tabelle pro Linie zu drucken, aus der ersichtlich ist, wann die jeweilige Linie fährt (so in der Art „Mo-Fr. Von 9:00 bis 18:00 → 05;20;35;50“), gibt es eine Gesamtliste aller über den Tag haltenden Busse, chronologisch sortiert und über alle Linien. Total irre.

Jedenfalls: Mit ca 20 Minuten Verspätung, 200 Metern Umsteigestrecke und einer Endhaltestelle 800 Meter vor dem Ziel, hätte ich mir beim nächsten Mal auch einfach ein e-Fahrrad von Lime genommen.

Want me to take a photo? (2)

Äh, in dem Fall war‘s genau genommen umgekehrt… Auf meinem Weg durch „The Rocks“, irgendwo vor dem Hyatt Hotel mit genialem Ausblick auf die Oper und halb unter der Harbour Bridge hat mich Juliette aus London angehauen, ob ich nicht ein Foto von ihr machen könne. Konnte ich. Wir sind dann noch 20 Minuten gemeinsam weiter gegangen, bis sie – müde vom morgendlichen Surfen – sich auf einen „nap“ hinlegen wollte, bevor sie zur Kletterhalle los musste. Ich bin weiter durch The Rocks auf einen Markt und danach in Richtung Hotel. Denn…

Nachtsicht

Ich hatte noch keine wirklich brauchbaren Nacht-Fotos von der Skyline. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei gute Orte: Mc. Quaries Chair und das Hyatt im Hafen. Da das wieder ein gutes Stück Lauferei würde und meine Füße schon breitgetreten waren, hab ich mich erst mal 3 Stunden ausgeruht. Eine Stunde vor Sonnenuntergang bin ich dann los. Ich Einfaltspinsel hatte irgendwie angenommen, dass ich der Einzige mit dieser Schnapsidee wäre. Aber dort trafen sich geschätzte 50 bis 100 Fotografen, vom Handy-Touristen, über Kompaktkameras bis hin zu Profis mit Stativ und Verlaufsfilter. Alles dabei. Und keiner wollte die Anderen im Bild haben. Was ein Spaß.

Ich hab es mir ohne Filter und ohne Stativ gemütlich gemacht und hin und wieder ein paar Fotos geschossen. Aber das Schauspiel um mich herum war schon lustig. Für die zweite Location beim Hyatt hab ich mir den Luxus eines Taxis gegönnt, denn meine Füße wollten wirklich nicht mehr. Aber ich denke, es war die Mühe wert, auch wenn ich die Bilder wahrscheinlich noch etwas nachbearbeiten muss. Zur fortschreitenden Dunkelheit hin habe ich zugunsten besserer ISO-Werte eher zu dunkel belichtet und werde die Bilder am Rechner selektiv aufhellen.

Mit einem Rest von Tageslicht.
Die Oper, ziemlich dunkel. Das muss ich noch heller machen!
Harbour Bridge aus der Nähe. Einen Hauch heller, dann passt’s.
Die Oper von der anderen Seite. So lange belichtet, dass selbst eine Fähre Bewegungsunschärfe erzeugt…

Whiskey till you drop…

Tja, und das war es dann auch schon. Freitag Abends noch schnell einen „late Check-out“ klar gemacht und damit sichergestellt, dass ich erst dann aus dem Zimmer muss, wenn ich eh zum Flughafen fahre. Und danach bin ich um die Ecke in einen Pub mit meiner Meinung nach überwiegend Sydneysiders. Ich habe fest gestellt, die haben auch das Feiern von den Briten übernommen. Das war eine wirklich schräge Mischung von alt, jung, aufgebrezelt und schrullig, öko und business. Alle haben miteinander getanzt, getrunken und zum späteren Abend hin auch heftig geknutscht. So weit ich das gesehen habe auch mit wechselnden Gegenstücken. Da hab ich mich aber raus gehalten. Die Musik war jedoch wirklich gut, die Cola billig und ein bisschen gehüpft bin ich auch.

Das war wenigstens noch ein schöner Abschluss für den Urlaub.

Sich selber bescheissen!

Übrigens: Kennt Ihr das auch? Man fliegt in den Urlaub und landet an einem Flughafen. Holt das Mietauto ab und erlebt ein paar wirklich tolle Wochen. Es kommt einem vor, wie eine Ewigkeit. Aber dann, wenn man mit dem Auto zurück zum Flughafen fährt, wieder den gleichen Parkplatz sieht, von dem man es am Anfang abgeholt hat, das gleiche Flughafen Terminal sieht, an dem man auch angekommen war, dann kommt es einem fast vor, als wäre das alles erst gestern gewesen.

Mir geht es jedenfalls oft so. Und diesmal habe ich mich dahingehend selbst ausgetrickst: Durch den Gabelflug von Frankfurt nach Auckland und von Sydney zurück konnte dieser Eindruck erst gar nicht entstehen. 🙂 Funktioniert!

So, jetzt muss ich zum Gate. Das war‘s mit Urlaub und Abenteuer, Übermorgen steht Alltag auf dem Programm. Ich hoffe, meine kleinen Geschichten haben euch ein bisschen gefallen und danke für‘s Mitlesen und Kommentieren. Naja, wenigstens die kommenden Wochenenden werde ich auch noch fürs Sortieren der Bilder und Zusammenstellen der „Best of“ brauchen, das ist fast nochmal wie ein nach-Urlaub. Wer noch nicht genug hatte, darf dann gerne nach einer privaten Bilder-Schau fragen.

Liebe Grüße,
Bloke

Ein Gedanke zu „Besser spät als nie…“

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