Rein-Raus. Das alte Spiel…

Jetzt ist das auch schon wieder zwei Wochen her. Mitte Juni war ich am Ijsselmeer zum Intensivtraining Hafenmanöver. Es waren nur zwei Tage, aber der Berg, der mit musste, war dennoch unvorstellbar groß. Warum? Naja, die normale Wäsche war diesmal eher überschaubar. Es waren ja nur zweieinhalb Tage.

Pack-Wahn

Aber das Gepäck skaliert nur in Grenzen mit der Anzahl der Segeltage. Denn vieles was Platz braucht, braucht den immer. Egal wie lange man weg ist. Beispiel?

  • Ölzeug (Hose und Jacke – Brauche ich, weil es Samstag regnen soll)
  • Schwimmweste
  • Gummistiefel (brauche ich, weil es Samstag regnen soll)
  • Fleece-Pullis (brauche ich, weil es frisch werden soll)
  • Schlafsack / Bettzeug / Handtücher… Trotz Microfaser braucht das seinen Platz…
  • Segelschuhe
  • Handschuhe- …

Brutto, also „unverpackt“ sah das Ganze dann so aus:

Vorbereitung Intensivtraining Hafenmanöver: Es muss eine Menge mit
Chaos am Boden…

Und selbt mit halbwegs vernünftig gepackter Tasche war der Kofferraum schnell voll. Das ist zwar nur ein „Lifestylekombi“ mit begrenztem Platz, aber doch ein Kombi!

Vorbereitung Intensivtraining Hafenmanöver:Trotz Kombi: Kofferraum voll.
Netto-Gepäck. Der freundliche Schwede schluckt zwar einiges, aber nicht alles…

Hin-Fahrn

Das Training selbst startete erst am Freitag Abend um 18 Uhr, aber da ich ca. 530 Kilometer Anreise hatte, war der Tag als Urlaubstag eingetragen. 530 Kilometer in 6 Stunden, also mit 90 km/h Durchschnitt, sollte möglich sein. Dazu eine Stunde Reserve. Abfahrt um 11 Uhr. Locker…. Zeit für ein Abendessen oder einen Stopp zwischendurch sollte drin sein. Ja. Denkste!

Aufgrund der unfassbaren Baustellensituation quer durch ganz Deutschland und insbesondere im „Pott“ habe ich über sieben (7!!!) Stunden benötigt. Ein Durchschnitt von nicht mal 80 km/h. Frechheit. Natürlich haben mich auf den letzten Metern auch noch zwei Brücken aufgehalten. Wie das? So:

Anreise zum Intensivtraining: Die Brücke ist offen - Wartezeit inklusive
Brücke oben? Geduld ist angesagt!

Aber zum Glück waren alle sehr entspannt und ich, obwohl 30 Minuten später, nicht der Letzte. Der kam erst gegen 21 Uhr dazu. Immerhin hatte ich mich vorab telefonisch von unterwegs gemeldet und meine Ankunftszeit relativ gut abgeschätzt.

Die Marina in Stavoren war sehr schön gepflegt und auch das Wetter war uns im Grunde hold. Auf dem Weg vom Abendessen zurück gab es schönes Abendrot zu bestaunen.

Hafenmanöver: Abendrot!
Abendstimmung – was morgen kommt?

Donnerwetter, Regenwetter.

Nun ging es bei dem Training um Hafenmanöver. Insofern war alleine aus übungstechnischen Gründen eine gewisse Menge Wind durchaus wünschenswert. Den hatten wir auch. Samstags Früh sogar bis zu Windstärke 7. Allerdings am Vormittag auch in Verbindung mit heftig auskondensierender Luftfeuchtigkeit – Regen.

Somit haben wir uns am Vormittag zunächst mit dem Boot, der Sicherheitseinweisung und allgemeiner Wetterkunde befasst, bevor wir gegen halb 1 endlich abgelegt haben. Erste Daumenregel:
Windstärke = Windgeschwindigkeit in Knoten / 5 + 1. Kannte ich noch nicht.

Bow in the wind?

Unser Training begann zunächst damit, dass wir uns ein bisschen an das Boot gewöhnten. Unter Motor fuhren wir durch den nicht ganz so engen Teil des Hafens, den Vorhafen und die Schleusenausfahrt. Dort übten wir, das Boot mit wenig Gas und niedriger Geschwindigkeit stabil im Wind zu halten. Lektion eins: Arsch in den Wind.

Das erfordert ein wenig Übung, da der Rad-Effekt beim rückwärts Fahren zunächst einmal die ganze Fuhre dreht… Also mit viel Feingefühl und immer auf den Wind und die umliegenden Hindernisse achtend ein Gefühl fürs Boot entwickeln.

Danach kamen die ersten – zaghaften – Anlegemanöver. Der Wind hatte sich bei 6 Beaufort eingependelt, was einen schönen Übungseffekt ermöglichte. Ohne Bugstrahlruder 🙂 Da war auch Leinenarbeit angesagt. Nächste Lektion: Gegen den Wind. Und: Luv-Leine zuerst!

Allerdings gibt es in Norddeutschland und Holland eine Besonderheit, die in meditterranen Gewässern so nicht anzutreffen ist: Man parkt nicht – wie im Mittelmeer – rückwärts ausschließlich an den Steg an. Zusätzlich gibt es „vorne“ jeweils links und rechts einen Pfahl, sodaß man im Grunde in eine „Box“ hinein fährt. Vorne durch die Pfähle, und dann bis hinten durch an den Steg.

Und diese vorderen Pfähle wurden bei der Kontrolle des Bootes intensiv genutzt. Idealerweise hat das Boot, wie bei älteren Exemplaren üblich, ausgeprägte Scheuerleisten. Diese werden genau dafür genutzt: Zum Scheuern. Das Boot wird an einer Seite an den Pfahl gebunden und dann mit Motorkraft um den Pfahl in die Box gedreht. Leider haben moderne, schicke Boote keine Scheuerleisten mehr. Wodurch sie nach einem solchen Manöver auch nicht mehr so schick aussehen… Tja!

Und: In meinem bevorzugten Segelrevier, dem Mittelmeer, gibt es diese Pfähle üblicherweise nicht. Meine Frage nach dem richtigen Ansatz bei Wind und ohne Pfahl: Dann muss man das Manöver schneller fahren, um den Bug gegen den Wind herum zu bekommen. Und daher muss es beim ersten Mal sitzen. Denn: Wo viel Tempo, da im Zweifel auch viel kaputt. Nicht gerade meine Wunsch-Antwort … 🙁

Längsseits und im Kreis

Etwas mehr Praxisbezug für das Mittelmehr hatte der nächste Themenblock: Längsseits an- und ablegen. Auch da kann der Wind öfter mal den Spaß verderben, besonders wenn er das Boot von der Pier weg (beim Anlegen) oder an die Pier dran (beim Ablegen) drückt. Aber auch da gibt es schlaue Tricks mit Leinen. Diesmal sogar ohne den Bedarf an Scheuerleisten 🙂

Noch was gelernt: Habe immer eine Leine in richtiger Länge zur Hand. Und einen Mitsegler, der zielsicher werfen kann!

Da wir aber nicht NUR im Hafen herum tuckern wollten, haben wir die Gelegenheit genutzt, und sind am Sonntag Früh mal raus gefahren. Im Rahmen meiner Ausbildung hatte ich immer Roll-Segel. Diesmal war es ein klassisches, gelattetes Groß mit Lazy-Bag. Da ist der Ablauf beim Setzen, Reffen und Bergen etwas anders als beim Roll-Groß. Also hab ich auch da gleich nochmal was neues üben können.

Um nicht einfach nur stumpf geradeaus zu segeln, durfte jeder von uns mal einen Manöverkreis fahren. Dabei wurde auch auf die richtigen Kommandos geachtet und zwischendurch immer wieder spannende, situationsbezogene Vorfahrtsregeln abgefragt…Puh :-O. Immerhin, mein Manöverkreis war halbwegs akzeptabel. Was das ist? Das!

Schotten zu…

Gegen Sonntag Mittag habe ich gemerkt, dass ich ganz schön platt war. Das Wetter (wind und Sonne) und das Üben waren sehr ermüdend. Und ich hatte ja nochmal 530 Kilometer Heimfahrt vor mir. Da war ich ganz froh, dass wir etwas früher zurück in die Box gefahren sind. Vorher nochmal ein Anlegemanöver an der Tankstelle. Hinterher Schiff klar machen. Zum Glück war das relativ wenig, in meinem Hirn waren die Schotten nämlich schon ziemlich dicht.

Um 17 Uhr konnte ich mich in Richtung Autobahn davon machen und Sonntags abends lief es mangels LKW auch ziemlich gut.

Nachspiel

Im Nachhinein war dieses Training wirklich genial und hat massig Gelegenheit zum Üben geboten. Ich habe im Nachgang den Skipper gefragt, ob ich ihn nächstes Jahr im Frühjahr direkt buchen kann, sozusagen als Aufwärmtraining für die 2020er Segelsaison. Das scheint zu klappen, sodass ich im Sommer 2020 voraussichtlich den ersten selbstgeskipperten Segelurlaub machen werde. 🙂

Ich freu mich schon. Und vorher – im Herbst 2019 – noch zwei Wochen Skipper Training in Kroatien! Yippie!

Bloke

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