Und der Urlaub, für dessen Artikel ich bisher am Längsten gebraucht habe, um ihn zu schreiben. Aber die letzten Monate war ich nicht so motiviert und habe es ein wenig schleifen lassen. Das wird wieder, versprochen.
Manch einer hat es vor ca. einem halben Jahr in meinem WhatsApp Status verfolgen können: Ich war mal wieder in Kroatien segeln. Der letzte Törn lag ja schon drei Jahre zurück und ich hatte Lust, mal wieder was mit Schräglage zu machen. Der Skipper klang am Telefon sympathisch und die Crew vielversprechend. Eine Kölner Clique, die schon mehrfach miteinander gesegelt ist und entsprechend Bock auf Action hat. Mensch war das ein schräger Urlaub!
Das Revier
Der Ausgangshafen dieses Törns war zwar nicht Trogir, wie in der Vergangenheit, sondern Rogoznica, doch auch dort hin kommt man am Besten via Flug nach Split. Die Taxi-Fahrt dauert dann aber 20 Minuten länger. Zum Glück sind wir alle ungefähr zur gleichen Zeit angereist, sodass wir uns ein Sammeltaxi teilen konnten.
Den Hafen selbst kannte ich bisher nur vom Wasser aus, weil wir mit meinem 2-wöchigen Skippertraining im Jahr 2019 mal in die Bucht gefahren sind. Vom Land aus stellt man fest: Es ist zwar eine moderne Marina, aber mit dem falschen Liegeplatz artet der Weg zum Boot zum Gewaltmarsch aus. Insbesondere nach dem Einkauf des Wochen-Proviants.
Die Crew
Tja, was soll ich sagen. Manches wusste ich, manches lernte ich… 😉
Mir war ja klar, dass ein Teil der Crew aus einer Kölner Truppe bestand, die schon mehrfach zusammen gesegelt ist. Und wie zu erwarten, waren die drei echt lustig und hatten ihren eigenen Humor. Das hat mir richtig gut gefallen und nach kurzer Kennenlernphase hatte ich durchaus das Gefühl, mitjuxen zu dürfen. Aber: Zwei der drei waren – wie der Skipper auch – Kettenraucher. Im Freien stört mich das eher nicht so sehr, aber abschließend muss ich sagen: Die ganze Asche überal an Deck ist schon nervig. Überall volle Aschenbecher und wenn man sich hinsetzen oder was auf den Tisch legen will… erst mal entaschen. Für mich in Zukunft eher nicht mehr. Einer der Drei war aber bestens ausgebildeter Segler, inklusive englischem Yachtmaster Offshore, der auch selbst schon als Skipper und Ausbilder unterwegs war. Wenn sich da noch mal was ergeben würde, wäre ich dabei!
Darüber hinaus gab es noch zwei weitere Anmeldungen, die wohl kurzfristig dazu gekommen sind. Ein Mitsegler hatte vor, im Sommer dann das Schwesterboot bei unserem Skipper für sich und seine Familie zu chartern. Erschreckenderweise wusste der Mitsegler zwar theoretisch ganz, ganz viel, hatte aber praktisch extrem wenig Erfahrung. Bei Windstärke 4 sprach er schon von „Sturm“ und – Scrollt mal runter zum letzten Abschnitt – am Freitag bei Sonnenschen und brett-ebenem Meer stand er mit Weste, eingeklinktem Lifebelt und Sturm-Mütze an Deck. Ich weiß, jeder wie er sich sicher fühlt, aber er hatte auch mit Knoten, Segelsetzen und An-/Ablegen so seine Herausforderungen. ICH hätte ihm im Interesse seiner Familie kein Boot vermietet.
Und dann war da noch ein Youngster, der wohl noch nie auf einem Boot war. Das hat mich insofern nicht gestört, als er eben viel lernen wollte. Fein. Er war von allem und durch alles hellauf begeistert, die ganze Woche lang. Auch gut. Aber er hat sich scheinbar nicht darüber informiert, was ein Segelurlaub tatsächlich kostet. Dass es eine Bordkasse gibt (steht auf jeder Anbieter-Homepage) oder dass die Crew den Skipper mit bezahlt (steht auch dabei…). So kam es, dass er immer wieder über die Kosten gestöhnt hat bis die Mitsegler irgendwann vorgeschlagen haben, dass wir ihn aus dem Kostensplit heraus halten. Bei allem Verständnis, aber dann darf man halt keinen Urlaub buchen, den man sich nicht leisten kann. Oder man bespricht das vorher. Oder der Skipper, der so einen Mitsegler mit nimmt, beteiligt sich daran dann auch. Aber zwei Mann auf vier verbleibende Gruppenmitglieder um zu legen, das legt man nicht nach dem halben Urlaub fest. Da musste ich dann leider auch mal ne Ansage machen.
Die Tour
Insgesamt war das mein dritter Törn in der Gegend und so habe ich natürlich auch gehofft, nochmal etwas Neues kennen zu lernen. Wie das beim Segeln so ist: Ganz genau weiß man es erst, wenn der Wetterbericht vor liegt. In unserem Fall war relativ schnell klar, dass es grundätzlich eher nach Norden gehen sollte. Die genaue Strecke war aber noch offen. Für den Sonntag, unseren ersten Tag, sollte es aber nach Skradin gehen. Die anderen kannten das noch nicht und mir gefällt es dort sehr gut. Das ist der Hafen am Ende der Fjordlandschaft, wo wir 2019 den heftigen Sturm abgewartet haben. DIESMAL haben wir auf dem Weg dort hin frische Muscheln mit genommen, die wir am Abend gekocht haben.
Auf der Fahrt dahin hat einer der Mitsegler verschiedene Videos inkl. einem Zeitraffer gedreht…
Am Tag danach wollten wir bei etwas stärkerem Wind zum ersten Mal richtig segeln. Die Idee war zunächst, nach Rogoznica zurück zu kehren, da am Dienstag Sturm vorher gesagt war und wir dann „kostenlos“ im Heimathafen abwettern können. Der Wind war für die Fahrt zurück optimal. Doch das Boot hatte andere Pläne: Nach dem Setzen der Segel ging der Motor nicht aus. Das klingt nicht schlimm, aber: Mit laufendem Motor Schräglage kacheln ist gefährlich für die Maschine (Ölstand) und man weiß ja auch nicht, welches Problem tatsächlich dahinter steckt. Also: Segel runter und unter Motor zurück. Zum Glück haben diese Motoren einen Dekompressionshebel, mit dem man sie im Hafen dann von Hand anhalten kann…
Den Dienstag hätten wir ja sowieso in Rogoznica verbracht, da machte auch das Warten auf den Techniker keinen Schmerz. Am Ende war es irgendein Relais, das getauscht wurde. Damit waren wir bereit für den Mittwoch, auf den wir alle fieberhaft gewartet haben. Und für eine Kroatien Regel: In einer Woche Segelurlaub gibt es immer einen Tag mit zuviel Wind, und einen mit zuwenig. Zuviel war gestern, zuwenig war Sonntag. Und tatsächlich: Perfektes Segelwetter. Weiter unten hab ich euch unter „Die Schräge der Dinge“ ein Video vom Mittwoch und ein Bild vom Freitag rein kopiert. Sieht das nicht geil aus?
Und wo gings hin? Zunächst nach Murter, einer süßen kleinen Stadt. Mit gemeinsamem Abendessen und Blick aufs Boot:
Am nächsten Morgen herrschte wieder ein segelgerechter Wind, der uns am Liegeplatz aber voll auf die Seite traf. Das wäre an sich kein Problem. Wir lagen aber in einer Reihe von Booten, die sich windbedingt alle zu einer Seite aneinander drückten. Zum Ablegen war mir klar dass, sobald wir die Leinen los machen und „die Nase raus strecken“, der Wind uns nach links drücken würde. Wir mussten aber rechts herum. Meine Idee war, das mit einem Leinenmanöver zu unterstützen, sodass wir unseren Bug mit Motorkraft in den Wind drehen können. Der Skipper hat das aber abgelehnt und gesagt: Manchmal hilft nur viel Gas. Sprachs, prügelte das Boot raus, brach unseren Fahnenstock am Heck ab, der am Nachbarboot hängen geblieben ist, und hat nur um wenige Zentimeter keine heftige Macke am Nachbarboot produziert. Ich bin sicher, das wäre auch anders gegangen.
Doch das sollte unseren Segeltag nicht weiter belasten. Wir haben das Boot laufen lassen und sind einen großen Bogen gesegelt, bis wir am Nachmittag eine Entscheidung treffen mussten: Bei abflauendem Wind notfalls unter Motor wieder Richtung Heimathafen, oder vorzeitig aufhören und noch einen neuen Hafen kennen lernen? Die Wahl fiel uns nicht schwer: Wir lassen ein paar Meilen für den Freitag übrig und schauen uns noch einen Hafen an: Primosten. Dort lagen wir echt sehenswert mit dem Bug in der Hafeneinfahrt am Kopfende der Hafenmauer… Aber das Dorf war wirklich nett.
Der Freitag war unser letzter Tag auf dem Wasser und es war ein spiegelverkehrter Donnerstag. Es fing zunächst echt „flautig“ an. Doch nachdem wir uns kurz vor der Mittagszeit zum Auslaufen entschieden haben, änderte sich das rapide. Das sonnige Schräglagenfoto im nächsten Abschnitt ist am Freitag entstanden… Inklusive Grinsen im Gesicht.
Und nachdem jeder noch einmal ausgiebig am Ruder drehen und den Wind genießen durfte, sind wir leider „viel zu früh“ zurück nach Rogoznica, wo am Abend schon Mitsegler für die Kommende Woche zwecks Willkommens-/Abschiedsabendessen zu uns gestoßen sind. Und vor dem Abendessen im Restaurant gab es auch noch Seglerstimmung bei handgezupfter Musik:
Die Schräge der Dinge…
In der Woche hatten wir zweieinhalb Tage mit wirklich perfektem Segelwetter. Und zum Glück konnten wir die beide auch nutzen. Anbei zwei Impressionen. Man muss es auch mal kacheln lassen 🙂
Wie ihr auf dem Foto sehen könnt, gab es zwar ein bisschen Wind, aber da der gerade erst aufgefrischt hatte, waren keine Wellen da. Da lief das Boot wie ein heißes Messer durch die Butter. Sowas macht echt Spaß. Und weil das bei 54 Fuß Länge und ca. 16 Tonnen Bootsgewicht auch eine wirklich stabile Angelegenheit ist, hat hier keiner eine Weste an.
Abschied nehmen
Tja. Und schon ist wieder eine Woche Segelurlaub rum. Abschließend bleibt die Erkenntnis, wieder mal einen Haufen verrückter (aber überwiegend netter) Leute kennen gelernt zu haben. Auch wenn ich mit diesem Skipper wahrscheinlich nicht mehr segeln möchte. Der mag sein Boot und das Revier kennen, aber in manchen Dingen ist er mir zu hemdsärmelig unterwegs gewesen. Und: Nie mehr Raucher-Crew…
Mal schauen, wann es wieder aufs Wasser geht, momentan ist noch nix konkretes in der Planung.
Bis dahin,
Euer Bloke