Der 2024er Herbsturlaub war gleich in zweierlei Hinsicht eine Herausforderung für mich. Und das ist gar nicht böse gemeint. Treue Leser wissen, dass ich auf dem Wasser eher in Kleingruppen und auf windgetriebenen Booten unterwegs bin – Segelurlaub. Da genieße ich die Individualität und Freiheit selbst zu entscheiden, wo es hin gehen soll. Vom Veto des Wetters mal abgesehen.
Und ich bin im Urlaub bisher meist mit Eva unterwegs, selten und auf kurzen Trips mit ihrer Schwester.
Diesmal sollte alles anders werden. Auf einem 3.000 Personen Kreuzer nicht nur mit Eva und Schwester, sondern mit einer weiteren gemeinsamen Freundin. Quasi der Hahn im Korb… Ob das gut gehen kann?
Im Nachhinein weiß ich gar nicht mehr genau, wie wir eigentlich bei der am Ende gebuchten Tour gelandet sind. Eva wollte einen Testlauf machen um zu sehen, ob ich mich als Kreuzfahrer wohl fühle. Erste Ideen gingen in Richtung Karibik, aber Eva und ihre Schwester kennen das Meiste dort schon und hätten viel Wiederholung teuer bezahlt.
Für eine Nordland Kreuzfahrt (Fjorde!) haben wir keine vernünftige Route gefunden, die zeitlich zu den Herbstferien gepasst hätte. Also wurde es am Ende das östliche Mittelmeer. Terminlich passend, wettertechnisch mit großer Wahrscheinlichkeit noch passend und auch Anreiseseitig gut zu managen. Und da wir uns im Sommer bei den olympischen Spielen nicht gegenseitig ans Leder gegangen sind, DREI aber immer eine leicht unglückliche Gruppengröße ist, durfte noch eine Freundin mit.
Grober Reiseplan
Vielleicht kennt ihr das ja. Grundsätzlich gilt bei Kreuzfahrten: Wenn man mit der Reederei bucht (An-/Abreise oder Ausflüge), dann stellen sie auch sicher, dass man rechtzeitig am Schiff ist oder irgendwie zum Schiff gebracht wird. Wenn man das Ganze aber selbst organisiert, dann ist man im Falle von Schwierigkeiten oder Verzögerungen… naja…. blöd dran. Dann kann man dem Schiff im schlimmsten Fall hinterher winken und sehen, wie man es wieder ein holt.
Deshalb haben wir unsere selbst organisierte Anreise auf den Tag vor der Einschiffung gelegt und eine erste Übernachtung in Mailand ein geplant. Der Plan sah also wie folgt aus:
- Anreise nach Mailand
- Am nächsten Tag weiter nach Venedig und Einschiffung
- Eine Woche Kreuzfahrt über
- Dubrovnik
- Kotor
- Korfu
- Zakynthos
- Bari
- Venedig
- eine Nacht und einen halben Tag in Venedig
- drei Nächte in Mailand
Ihr seht, es war an alles gedacht. Los geht’s!
Eins, mein Freund, das sag‘ ich Dir: Ich bin und bleib‘ Gewohnheitstier!
Da ich der Deutschen Bahn einfach nix mehr zutraue und schon gar nicht mehr an ihre Fähigkeit glaube, mich pünktlich zum Flug zu bringen, haben wir einen Stellplatz am Flughafen in Frankfurt gebucht. Zumindest fast. Denn diesmal hab ich es ein bisschen verbummelt und als ich dann einen Platz buchen wollte – gab es keine mehr. Jedenfalls nicht direkt am Terminal, sondern ein paar Autominuten weiter weg, im Gateway Garden.
Doch ihr ahnt bestimmt, was dann passiert ist, oder? Ich komme mit einem Auto voll Koffern und Mädels am Terminal an, fahre Zielstrebig in das Parkhaus 2 am Terminal Eins und als ich oben an der Schranke den QR-Code einlesen lassen will… Falsches Parkhaus. Was hatte ich plötzlich einen Puls. Es hat schon einen Moment gedauert, bis ich auf dem Parkschein nachgesehen hatte, wo ich eigentlich hin muss, die Mädels aus dem Auto geworfen, einen Treffpunkt vereinbart und das Navi mit der neuen Adresse programmiert hatte. Zum Glück kam ich relativ problemlos mit dem Auto hin und mit der S-Bahn auch wieder zurück.
Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien
Auf den ersten Schreck im Parkhaus haben wir uns zunächst ein Flughafen-Frühstück gegönnt. Danach ging es entspannt und mit ausreichend Zeit durch die Sicherheitskontrollen und in den Flieger. Raus aus dem herbstlichen Oktober in Deutschland, rein in den spätsommerlichen Oktober in Italien. Die Aussicht aus dem Fenster versprach gutes Wetter.

Da Eva und ihre Schwester schon in Mailand waren, ging es nach dem Einchecken im Hotel auf einen ersten Rundgang. Das Zimmer war angenehm groß. Aber es roch nach einem komischen Duftbaum.


Von der Galleria Vittorio Emanuele II ging es über Umwege (Italienisches Eis!) zum Essen am Hauptbahnhof. Eva kannte dort einen Food-Court, eine Ansammlung von ganz verschiedenen Restaurants, Buden und Bars. Dort gab es für uns zunächst mal verschiedene Pizza und für die Mädels dann multiple Aperols…

Am nächsten Tag mussten wir weiter Richtung Venedig. Doch vor dem Check-Out in Mailand hab ich dann doch noch den Duftbaum in unserem Zimmer gefunden:

Ich glaub zwar nicht, dass es jemanden interessiert hat und ich glaube noch weniger, dass es was geändert hat, aber auf diese fachmännische Arbeit musste ich dann doch auch an der Rezeption hinweisen.
Eine Seefahrt, die ist lustig
In Venedig angekommen hatten wir theoretisch noch etwas Zeit bis zum Check-in, aber wir hatten auch 4 Koffer und Rucksäcke dabei. Also haben wir uns gemütlich in Richtung Hafen auf den Weg gemacht. Mein erster Gedanke war noch „Ich dachte Venedig ist für Kreuzfahrtschiffe gesperrt? Wie sollen wir hier einchecken?“. Aber es zeigte sich ziemlich schnell, dass wir mit einem kleinen Wassertaxi vom Hafen in Venedig durch die halbe Lagune in den Industriehafen gebracht würden. Direkt am ersten Tag „tendern“. Auch nicht schlecht!
Im Gegensatz zum Zimmer in Mailand roch es in unserem Zimmer an Bord erst mal gar nicht schlecht. Und da wir auf eine Balkonkabine gewechselt waren, gab es auch hinreichend Platz.

Eins will ich an dieser Stelle zusammenfassend für die Tage an Bord gleich verraten: Unser Zimmerservice hat sich jeden einzelnen Abend eine andere Tierfigur einfallen lassen, die er dann aus den neuen Handtüchern gebastelt hat. Hier eine Galerie der besten Exemplare:





Bevor wir jedoch die Reise genießen und interessante Städte besuchen konnten, kam der erste Reisetag: Ein Seetag. Und der war geprägt von zwei Themen: Wasser (ach!) und Defekten (ach?). Aber zuerst: Der Ausblick am Morgen vom Balkon:

Was es mit dem „defekten Wasser“ auf sich hatte erzähle ich euch jetzt noch hier, bevor ich dann für heute Schluss mache und euch auf den nächsten Artikel vertröste.
Zunächst mal: Das Schiff war ein älteres. Das ist für sich betrachtet nichts schlimmes, Kreuzfahrtschiffe werden regelmäßig renoviert und modernisiert. UNSER Schiff hatte die Renovierung unmittelbar vor sich. Es war also schon ein wenig abgewetzt. Das Schlimmste war aber, dass die Toilettenspülung in unserem Abschnitt etwas altersschwach war. In den ersten zwei Tagen konnte man sich nie sicher sein, ob man den produzierten Output auch auf die Reise schicken konnte. Glücklicherweise hatten die Techniker das nach zwei Tagen weitestgehend im Griff.
Und was war am Thema „Wasser“ so erwähnenswert bei einem Tag auf See? Naja, es waren Ort und Umstand des Wassers. Das Wasser war nämlich in Deutschland.
Woher ich das wusste? Wir hatten im Verlaufe des Sommers aus verschiedenen Gründen mehr als zweimal Wasser im Keller. Um hier eine gewisse Alarmierung zu etablieren haben wir uns WLAN Wassermelder gekauft, in Homeassistant eingebunden und über eine eMail-Benachrichtigung automatisiert. Und am dritten Tag des Urlaubs, dem Tag auf See, kam die Nachricht: Wasser im Keller. Und das weitab von jedem Handynetz, nur mit teurem WLAN auf dem Schiff.

Zum Glück konnte meine Mutter relativ kurzfristig vorbei fahren und uns zumindest dahingehend beruhigen, dass keine Schallplatten durch den Keller schwammen. Nass war es trotzdem. Der hinzugezogene Nachbar kam zu der Ansicht, dass es die Heizung war: Nachdem wir im Sommer einen Starkregenbedingten Rückstau in den Keller hatten, haben wir vor der Abreise das Rückschlagventil geschlossen. Das hat der Heizung nicht gefallen, die jede Menge „Überdruckwasser“ über den Überlauf abgegeben und damit den „inneren Teil des Abwasserrohres“, diesseits des Ventils geflutet hat. Wie man’s macht isses verkehrt. Dankenswerterweise haben die Nachbarn angeboten, ein Auge auf die Wetterlage zu haben und bei Bedarf das Ventil zu schließen, sodass es vorerst heizungsbedingt offen bleiben konnte.
Auf den Schreck gab es erst mal Cocktails an der Achter-Bar und einen halbwegs entspannten Nachmittag auf See.


Und über die nächsten Tage berichte ich euch im nächsten Artikel.
Viele Grüße,
Bloke