Irgendwann im Jahr 2022 hatte Eva eine verrückte Idee: Wie wäre es, mal zu den Olympischen Spielen zu fahren? Und ganz zufällig sollten die kommenden Sommerspiele 2024 ganz in der Nähe stattfinden: In Paris. Die Gelegenheit war also gut und man musste davon ausgehen, dass sich eine solche nicht oft bieten würde. Eva und ihre Schwester schalteten umgehend in den Recherchemodus. Ob das was wird?
Tickets kriegen
Die erste Hürde bestand darin, überhaupt Karten zu bekommen. Olympische Spiele mitten in Europa, aus allen Richtungen gut zu erreichen… Die Nachfrage würde wohl gigantisch werden. Und was ist die beste Gelegenheit, ein knappes Gut halbwegs gerecht unter einer Vielzahl von Interessenten zu verteilen? Eine Verlosung. Und genau so kam es: Man musste sich registrieren und nahm dann an einer Reihe von Verlosungen statt. Bis wir das begriffen hatten, war die erste Verlosungsrunde schon durch. Und ich habe bis heute nicht kapiert, in welcher Verlosungs-Runde eigentlich welche Veranstaltungen zur Verfügung stehen sollten, denn einige der für uns interessanten Sportarten waren nie verfügbar. Z.B.:
- Street Basketball
- BMX / Freestyle
- Breakdancing
Zur Maximierung unserer Verlosungschancen haben wir uns alle registriert und siehe da, früher oder später hatte jeder von uns mal die Chance, eine homöopathische Dosis Tickets zu erwerben. Wie gesagt, leider immer nur für einen Teil der Sportarten. Am Ende hatten wir wenigstens Karten für Basketball und Volleyball. Bei der Gelegenheit lies sich gleich feststellen, dass es gar nicht die Spiele in Paris waren, sondern eher in „Frankreich“. Fußball zum Beispiel war über das gesamte Land verteilt, Segeln und Kajak war eh schwierig in der Stadt und selbst Basketball wurde in Lille gespielt.
Unterkunft finden
Nachdem die Veranstaltungen also gebucht waren ging es auf die Suche nach einer Unterkunft. Ich hatte nicht vor, mit Rotwein und Zeitung unter der Brücke zu schlafen. Das wäre, ich sag’s euch hier schon mal, aus verschiedenen Gründen sowieso schwierig geworden.
Eine erste Recherche bei verschiedenen Buchungsportalen hat schnell gezeigt: Irgendwie hatten auch die Hotelketten von der Veranstaltung erfahren und die Preise teils saftig erhöht. Wer hat Lust auf eine Woche Paris für 10.000 Euro? So konnte das nicht gehen. Und wir wollten auch nicht jeweils täglich aus Neustadt anreisen.
Irgendwann hat Eva dann ein AirBNB Appartement gefunden, dessen Vermieter scheinbar noch nicht geschnallt hatte, warum wir unbedingt über ein Jahr im Voraus buchen wollten. So konnten wir eine Ferienwohnung für 3 Personen zu 2.500€ „schießen“. Klasse, oder?
Schnellvorlauf: Sommer 2024
Nun hieß es erst mal geduldig sein. Es sollte schließlich noch 12 Monate dauern, bis es endlich los ging. Unsere Veranstaltungen lagen so früh innerhalb der Wettkämpfe, dass wir beschlossen hatten, bereits zum Eröffnungstag an zu reisen. Ganz entgegen meiner festen Überzeugung: Mit der Bahn! Immerhin lag der Großteil der Strecke in Frankreich, da müssten man ja pünktlich ankommen.
Und trotzdem gab es am Anreisetag erst einmal Puls: Es gab einen Brandanschlag auf ein Stellwerk in Frankreich, der zu massiven Ausfällen und Verspätungen führte. Wie durch ein kleines Wunder war UNSER Zug davon aber gar nicht betroffen. Wir kamen pünktlich in Paris an und stellten bei der Metro-Fahrt vom Bahnhof zur Unterkunft fest: Da brauchste gar nicht erst an die Seine gehen, zur Eröffnung. Als Nichtzahler kommst Du da nicht hin und sehen kannst Du auch nix.

Wir beschlossen also kurzerhand, die Eröffnungsfeier von „zuhause“ aus – am Laptop – zu verfolgen. Was wir zunächst gar nicht auf dem Schirm hatten: Das Appartement lag im 16. Stock und wir hatten von dort eine schöne Aussicht auf die Stadt. Und als zu Beginn der Feier der Rauch auf der Brücke gezündet wurde da dachte ich: Das müsste man doch von hier aus auch sehen?

Im Nachhinein bin ich überzeugt, wir wären „vor Ort“ fürchterlich enttäuscht gewesen. Da sich die Feier auf den gesamten innerstädtischen Bereich der Seine erstreckt hat, konnte man an den jeweiligen Sitzplätzen immer nur einen winzig kleinen Teil der Aktivitäten verfolgen. Den Rest haben auch die Gäste vor Ort nur auf spärlich gesäten Videoleinwänden verfolgen können und manche Elemente (Lady Gaga) fanden gar nicht vor Ort statt (Regen) sondern als voraufgezeichneter Einspieler. Frech!
Wir haben im Livestream quasi virtuell rasend schnell den Standort gewechselt, immer gut gesehen und zwischendurch immer mal wieder die Aussicht vom Balkon genossen.

Aufgrund der Dauer der Eröffnungsfeier ging es für uns spät ins Bett, also wollten wir den nächsten Tag gemütlich starten.
Sportliches
Mittlerweile hatten wir uns mit der App der Spiele beschäftigt und uns wurde auch klar, dass es durchaus Veranstaltungen gab, die man gänzlich ohne Eintrittskarte besuchen konnte. Z.B. Straßenrennen der Radfahrer. Leider war das Wetter am nächsten Tag nicht ganz so freundlich und es kam zu einigen Stürzen. Aber am Place de la Bastille konnten wir den Spielen auch auf eine andere Weise ganz nah kommen:

Noch mehr nass…
Wo wir gerade beim Thema Wasser sind: In der Olympia App gab es auch einen Shop für weitere, kurzfristig veröffentliche Eintrittskarten und für Wiederverkäufer. So sind wir unerwartet zu einer ersten Veranstaltung gekommen, die sich im Nachhinein als Glücksgriff herausgestellt hat, auch wenn es etwas schwülwarm war:

In der Halle haben sich zwischen den Wasserball-Spielen auch die Turmspringer „warm gehüpft“:

Und wen haben wir hier im Wasser? Unter Anderem die grünen auf dem Foto hier rechts:

Und nachdem sie zunächst recht brav am Beckenrand standen, ging es im Wasser schon heftiger zur Sache. Die Unterwasserkamera war leider nur selten zu sehen.
Noch mehr Bälle, ohne Wasser
Bleiben wir thematisch bei den Bällen. Unser erster im Vorjahr erworbener Event war ein Basketball Spiel. Wir wussten zum Zeitpunkt des Kaufs noch nicht, wer da spielen würde. Nur dass es ein Vorrundenspiel der Damen sein würde. Die Karte stellte sich als Besonderheit heraus, zumindest für uns.

Es war nämlich das Olympia-Debüt der deutschen Nationalmannschaft. Zum ersten Mal in der Geschichte von Olympia dabei. Und dann dieser sensationelle Sieg gegen Belgien! Wir waren dabei, wenn auch im gefühlt 5. Oberrang und leider ohne Fernglas. Aber die Stimmung im Stadion war klasse.
Es wird ruppiger
Nachdem wir derart gute Erfahrungen mit dem Ticket-Shop gemacht haben, war der Hunger nach noch mehr geweckt. Also sind „die zwei Mädels“ wieder auf die Suche gegangen. Und fündig geworden. Erinnert ihr euch? Beim Wasserball waren die Australier, beim Basketball die Belgier. Nachdem uns beide so viel Spaß gemacht haben, dachten wir uns: Lassen wir die beiden doch mal gegeneinander antreten. Im Feldhockey!

Hier ein Video vom Spiel vor den Australiern, da waren die Nachbarn aus Neuseeland gegen Argentinien am Start:
Zuguterletzt stand unsere zweite, im Vorfeld gebuchte Veranstaltung auf dem Plan. AUCH wieder Ballsport, aber diesmal wird der Ball geprügelt, nicht der Gegner 😉
Auf ging es zum Hallenvolleyball. Gerne hätten wir auch Beachvolleyball gesehen, aber an die Karten war für uns nicht ran zu kommen.
Die Paarung, die zum Kaufzeitpunkt noch nicht bekannt war, stellte sich als Damen-Vorrundenspiel der Türkei gegen die Dominikanische Republik heraus. Ich bin ja eh ein Freund der Damenspiele, da gibt es auch mal längere, interessantere Ballwechsel. Bei den Männern ist das oft von kurzen Ballwechseln geprägt.
Auch wenn dieser Punkt an die DomRep ging, so hat es am Ende leider nicht gereicht. Das tat uns insofern besonders Leid, weil wir den Eindruck hatten, dass die Halle – geprägt von Fans der Türkei – besonders unfair gegen die DomRep Stimmung gemacht hat. Wir hätten es ihnen gegönnt.
Was sonst noch?
So, nun habt ihr einen Überblick über die von uns besuchten Sportveranstaltungen. Es war ein Erlebnis. Und Eva war so begeistert, dass sie direkt danach angefangen hat, sich über die nächsten Winterspiele in Italien zu informieren.
Aber wir haben außer Sport natürlich noch andere Dinge gesehen. Zum Beispiel das „Deutsche Haus“. Wir waren am zweiten Abend unseres Aufenthaltes dort. Beinah hätte ich dort meine Tochter Verena treffen können, die mit dem Sportbund in Paris war. Es war zwar heiß, aber auch interessant. Und es gab „Gekühltes“.


Ich hab es mir nicht nehmen lassen und den Galeries Lafayette einen Besuch abgestattet. Eva wollte mir dort zwar das Riesenbaguette zeigen, aber am Ende hat mich der Riesen-Baisser fasziniert:

Taschenlampe
Zum Schluss noch ein paar Worte zur absoluten Enttäuschung dieser Spiele: Das Olympische Feuer. Für mich hat es etwas traditionelles, wie die Flamme in Griechenland abgeholt, dann als Fackel um die ganze Welt transportiert und zum Schuss durch das Austragungsland zum Stadion getragen wird. Und dort wird dann das Feuer entzündet, das für diese paar Tage durchgehend brennt. Ich bin da altmodisch. Was haben die Franzosen gemacht?

Die Franzosen basteln eine LED-Taschenlampe an eine Mongolfiere. Ernsthaft. Da kommt die Fackel am Eröffnungsabend an, wird mit viel Brimborium in die Tuillerien getragen und dann knipsen die einfach LEDs an und machen das Feuer aus. Was man da unter dem Ballon sieht sind LEDs, die in einen Wassernebel leuchten. Ich habe selten so etwas billiges und enttäuschendes gesehen.
Darüber hat mich auch nicht die Tatsache hinweg getröstet, dass sie den Ballon abends, in der Dunkelheit (an dem Tag, an dem wir uns das angesehen haben mit einer Stunde Verspätung aufgrund technischer Probleme) aufsteigen und am Nachthimmel schweben lassen. Ich hätte lieber ein echtes Feuer gehabt, bin halt ein kleiner Pyromane…

Mal schauen, vielleicht gibt es ja auch mal einen Artikel von den Winterspielen in Italien. Noch haben wir keine Karten gekauft…
Grüßle,
Bloke.