Wieso? Deshalb!
Am 2. Januar habe ich also den Mt. Taranaki in Angriff genommen. Und am Ende verlief der Tag anders, als zunächst angenommen.
Es fing damit an, dass es morgens sehr bewölkt war in New Plymouth. Aber es sind von dort auch noch ca. 20 Kilometer bis zum Visitor Center auf 900 Meter Höhe. Es war ein echtes Schauspiel, aus dem Nebel-Sumpf heraus ins Besucherzentrum zu fahren und zu sehen, wie die Wolkenschicht zwischen mir und der Sonne immer dünner wurde. Vom Parkplatz aus konnte ich sogar schemenhaft den Gipfel durch die Wolken erkennen.
Mit etwas Verspätung bin ich um 7:30 Uhr los gelaufen. Im Logbuch des Besucherzentrums habe ich mich als Nummer 6 des Tages eingetragen. Vor mir ein 2er und ein 3er Trupp.
Der Weg startet noch im „Bush“ mit hohen Bäumen rechts und links, die auch Schatten spenden. Aber die Steigung treibt von Anfang an die Körperwärme hoch. Nach 20 Minuten habe ich die erste Lage (Jacke) abgelegt. Verblüffend war, dass der Weg permanent gleichmäßig steil war und – das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, auch nie flacher werden würde.
Im Puff? Puffers
Im Gegenteil: Kurz nachdem der Wald verschwunden und kniehohen Sträuchern Platz gemacht hat, begann ein Abschnitt genannt „Puffers“. „to puff“ bedeutet „Keuchen“ und genau das passiert hier. Da der Weg noch steiler wird, wurde die Bahn für die Versorgungs-Quads der vor uns liegenden Hütte betoniert und mit kleinen Steinen als Angriffsfläche versehen. Irgendwo im Abschnitt der „puffers“ habe ich die Dreiergruppe eingeholt, die sich vor mir ins Logbuch eingetragen hatte.
Es war Jan (one „e“), eine „local“ (sie wohnt in New Plymouth) mit ihrer Nichte und deren Freund. Die Nichte und ihr Freund waren eigentlich schneller als Jan und ich, und so sind wir ein bisschen ins Gespräch gekommen und die drei haben mich für den Tag „adoptiert“. Jans Sohn wollte nachkommen, der hat den Berg schon mehrfach bestiegen (sogar nachts, um zum Sonnenaufgang oben zu sein). Nach planmäßigen 1,5 Stunden haben wir die erste Hütte erreicht. Dort gab es eine kurze Verschnaufpause, bevor es auf den nächsten schwierigen Abschnitt ging. Mir fiel zu diesem Zeitpunkt schon auf, dass die Wolken rasend schnell über den Gipfel pfeiffen. Das versprach nichts Gutes.
On the Rocks
Hinter der Hütte startet die Kletter-Zone. Mit Hand und Fuß geht es über hüfthohe Brocken von einem orangenen Markierungsstab zum Nächsten. Felsenmeer mal anders. Erst gut eine halbe Stunde später geht das Felsenmeer zu Ende und es beginnt eine schier endlose Treppe hinaus aus dem Tal und auf den Bergrücken. And that‘s when the fun starts, sagt der Engländer.
Denn oberhalb der Treppe gibt es keinen Windschutz mehr. Der Wind war dort oben so stark, dass mir teilweise das Atmen schwer fiel. Außerdem war es schwierig, gegen den Wind bergauf zu gehen. Mehr als einmal hat es mich fast umgepustet. Und die Wanderer oberhalb haben dafür gesorgt, dass es immer genug Schotter gab, den man in die Augen bekommen konnte. Das war kein Spaß und ich habe ca. alle 50 Meter eine Pause benötigt, in der mir regelmäßig kalt geworden ist.
Das schlimmste war aber, dass mir auf dem rutschigen Untergrund der lädierte Knöchel vermehrt Schmerzen bereitet hat. Ich habe mal versucht, die Steigung im Bild festzuhalten, was auf Fotos aber immer irgendwie flacher aussieht:
Zu diesem Zeitpunkt hat uns Jans Sohn Max eingeholt. Er hat vom Parkplatz bis zu uns nur 1:45 Stunden benötigt. Wir waren bis dahin über 2,5 Stunden unterwegs. Die Jugend von heute…
What goes up, must come down
Etwa 20 Minuten später habe ich beschlossen, es sein zu lassen, denn ich musste den ganzen Weg ja auch wieder runter. Mit einem wieder dick gewordenen Knöchel würde das sowieso kein Spaß.
Kurz bevor wir umgedreht haben, habe ich nochmal ein kleines Video gedreht. Ich hoffe, ihr bekommt einen kleinen Eindruck von den Zuständen:
Jan hat sich mir angeschlossen und so sind wir zu zweit wieder nach unten gegangen.
Wieso Tom Petty lügt? Weil er singt: „Coming down is the hardest thing.“
In diesem Fall war das aber nicht so. Es ging erstaunlich gut, abgesehen von den Klettereien über die Felsen. Kurz vor der Hütte hat Jan vorgeschlagen, einen anderen Weg zu nehmen, um die extrem steilen Puffers zu umgehen. Den Vorschlag habe ich dankend angenommen und so waren wir gegen 14 Uhr wieder unten.
Ich war mir nicht sicher, was ich mit dem ungeplanten halben Tag anfangen sollte und so hat Jan angeboten, mir die Stadt zu zeigen. Bilder von der Stadtrundfahrt gibt es demnächst in einer Galerie.
Übrigens: Jans Sohn war ca. 1 Stunde nach unserer Umkehr oben. Er hat sich von dort gemeldet und uns zumindest bestätigt, dass es furchtbar windig ist, sie sich hinter einem Stein verkrochen haben und jetzt schleunigst umdrehen. Ich denke, ich habe die richtige Entscheidung getroffen, zumal mir mein Fuß bis heute (3.1.) noch deutlich zu schaffen macht.
Nette Kiwis!
Am heutigen 3.1. stand nicht viel auf dem Plan, außer nach Wellington zu fahren. Nachdem ich die 350 Kilometer hinter mir hatte (da Highways hier in etwa so aussehen, wie bei uns zuhause die Landstraße, ist das immer ein ganz schöner Ritt), beschloss ich, noch ein paar Fotos am Hafen und auf der Uferpromenade zu machen. Ich war gerade in Fahrt, da haut mich so ein Kerl an, ob ich nicht mitkommen wolle. Bitte was?
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte. Da sah ich, dass er auch mit Kamera unterwegs war. Es kam am Ende heraus, dass er mit zwei Freunden auf „Fotosafari“ war. Es handelte sich um eine Gruppe von Wellingtoner Foto-Amateuren, die sich zu einem Meet-up mit dem Thema „Street Photography“ verabredet hatten.
Ich bin gerne eine Stunde mitgegangen und habe mich dann zum Abendessen verabschiedet.
Dabei habe ich festgestellt, dass ich kein Street-Photographer bin. Oft werden Passanten fotografiert, meist auch heimlich. Ich stehe mehr auf Farben, Muster und Landschaft. Aber es war interessant. Und ich habe eine Empfehlung für ein leckeres Restaurant bekommen.
Morgen Früh um 9 Uhr geht es zur Besichtigung der Filmstudios in Wellington. Den Nachmittag habe ich frei und schau mal, was passiert.
Gruß,
Bloke
Ein Gedanke zu „Tom Petty ist ein Lügner!“
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