Auf geht’s zum letzten Abschnitt dieser wunderschönen Reise. Im Nachhinein war der Urlaub – wie so viele Urlaube davor – deutlich zu kurz. Aber nun lag erst einmal Sao Miguel vor uns, die wir zu Beginn der Reise nur einen Tag besuchen konnten, sozusagen als Stop-Over auf dem Weg nach Flores. Sao Miguel ist die Insel, mit der nach unseren Eindrücken stärksten geothermischen Aktivität, Insbesondere in und um die Stadt Furnas. Aber es gibt noch weitere Attraktionen.
Da Sao Miguel eine längliche Insel ist und die Inselhauptstadt Ponta Delgada mit viel gutem Willen und grobem Schätzen fast in der Mitte, bieten sich zwei halbe Inselumrundungen an. Linksrum und Rechtsrum.
Linksrum
Die „Linksrum“ Tour beginnt mit einer Entscheidung: Fahren wir direkt am Meer entlang, auf der Uferstraße, oder nehmen wir den Weg durch die Mitte, nach Sete Cidades . Dort gibt es eine größere Ansammlung von Kratern mit Aussichtspunkten und die Überreste eines größenwahnsinnigen Projektes.
Auf dem Miradouro da Vista do Rei hat vor Jahrzehnten ein verrückter Investor ein Luxushotel auf den Kraterrand gebaut, mit theoretisch atemberaubender Aussicht sowohl aufs Meer als auch in den Krater nach Sete Cidades. Er hat nur leider vergessen bzw. ignoriert, dass es genau dort überwiegend nebelig ist. Weshalb man genaugenommen diese Aussicht quasi nie genießen kann. Konsequenterweise hat sich das Hotel nicht getragen und wurde irgendwann geschlossen. Es ist jetzt ein Lost Place, der eigentlich nicht „Lost“ ist, da es tausendfach von Touristen fotografiert und beklettert wird. Ich hab mich aber nicht rein getraut…


Von hier aus ging es wieder bergab, an das westliche Ende der Insel. Dort gibt es eine kleine Landzunge, die aus Lava entstanden ist. Nach ein paar hundert Metern Spaziergang erreicht man eine Badebucht, in der das ganze Jahr über warmes Wasser in Meer fließt. Fast wie am Heißwasserstrand in Neuseeland. Aufgrund der starken Strömung und heftigem Wellengang sind dicke Taue durch das Wasser gespannt, an denen man sich festhalten kann.

Wo es dauerhaft warm ist, da sammeln sich auch allerhand Tiere an, so wie dieser Krabbler (Ich weiß, es gibt keinen Maßstab im Bild, aber er war überraschend groß):

Und wo schwarzes Lava-Gestein das Strandbild beherrscht, da sind süße Insta-Schönheiten nicht weit:

Und wo wir schon mal am Wasser sind… Ihr wisst ja sicher von meinem Faible für Leuchttürme. Auch die gibt es hier in allen Farben und Formen. Zum Beispiel diesen hier:

Ein Aspekt, den ich bisher noch nicht allzu deutlich betont habe ist die Tatsache, dass die Lebenshaltungskosten auf den Azoren – meiner Meinung nach – deutlich günstiger sind, als hier in Deutschland. Es erinnerte mich fast ein bisschen an einen Urlaub in Marokko, aber in Euro. Nachdem wir die „Linksrum“-Runde fast fertig hatten, war Hunger das tonangebende Gefühl und so haben wir uns im Vorbeifahren einen Dorf-Kiosk ausgesucht. Dort gab es für einen schmalen Taler das hier:

Klar, kein Gourmetrestaurant. Aber für keine 8 Euro pro Person inklusive Getränk waren wir richtig satt und es war dazu auch noch lecker. Oder war es eher die Erkenntnis „Der Hunger treibt’s rein“? Das müssten wir im Falle eine weiteren Besuches ggf. verifizieren.
Am Abend, zurück in Ponta Delgada, haben wir ein weiteres Mal unsere Lieblings-Tapas-Bar aufgesucht. Die Details dazu gibt es im ersten Artikel zum Urlaub. Es schien, die Stadt bereitete sich auf ein Fest vor. Es gab vermehrt bunte Installationen in den Straßen und einige Wahrzeichen waren kleine Eye-Catcher:

Rechtsrum
Nachdem wir uns die Insel angeschaut und uns überlegt hatten, was man denn „Rechtsrum“ so alles sehen kann, haben wir in Anbetracht der verfügbaren Zeit beschlossen, uns auf das Örtchen Furnas zu konzentrieren. Im Grunde ist das ein bisschen wie Rotorua in Neuseeland. Nur viel schneller hin zu kommen. Geothermie, Vulkan und Schwefel sind hier die bestimmenden Elemente. Und die haben wir uns auch gründlich angesehen:

Im Thermalbad Poça da Dona Beija wird eine heiße Quelle bzw. ein heißer Fluss so in Steinbecken umgeleitet, dass es unterschiedlich heiße Bademöglichkeiten gibt. Man kann je nach Vorlieben zwischen den Becken wechseln. Die ganze Anlage ist wunderschön, zwar am Ortsrand aber in einem bewaldeten Tal gelegen. Wie ihr auf dem Bild oben sehen könnt, entsteht ein tropisches Flair, in dem man herrlich entspannen kann. Ich sollte lieber sagen „in dem man entspannen könnte“, denn in unserem Fall gilt der Eintritt nur für ein bestimmtes Zeitfenster und man hat immer auch ein bisschen die Uhrzeit im Blick… ABER wir hatten ja auch noch mehr vor.
Von dort aus ging es ins Stadtzentrum. Hier brodeln auf mehreren Plätzen diverse heiße Quellen und Schlammpfützen. Und ja, HIER riecht es fast überall nach faulen Eiern.


In einigen der Quellen werden auch Gerichte gekocht, zum Beispiel Maiskolben. Diese gibt es dann an einigen Ständen für hungrige Touristen zu kaufen. Natürlich haben wir uns das nicht entgehen lassen.


Aber es gibt hier nicht nur schnöde Maiskolben, nein, in diesen heißen Quellen wird auch ein traditionelles Gericht gekocht, das im Anschluss von einem Lieferservice zu den umliegenden Restaurants gebracht wird: Cozido das Furnas.

Ganz in der Nähe gibt es eine weitere Attraktion, den Terra-Nostra-Park. Im Grunde ist das eine Mischung aus einem Park, einem botanischen Garten und einer Thermalquelle. Bekannt dürfte das Warmwasserbecken mit seiner charakteristischen orangenen Farbe sein.

Wenn man daran vorbei spaziert, dann erreicht man einen Wald/Park mit überraschend wenig touristischem Zustrom. Man trifft zwar immer wieder mal andere Besucher, aber insgesamt ist relativ wenig los:


Am späteren Nachmittag, auf einem Spaziergang durch Ponta Delgada ist mir mal wieder aufgefallen, wie viele verschiedene Muster man sich hier für die typischen, schwarzweiß gepflasterten Gehwege hat einfallen lassen. Ich konnte natürlich nicht an mich halten und habe alle fotografiert, an denen wir vorbei gekommen sind. Eva war so nett, mir daraus zwei Kollagen zu basteln:


Unseren Letzten Abend haben wir – nach einem abschließenden Besuch in unserer Lieblings-Tapas-Bar – mit einem Rundgang durch die Stadt abgeschlossen, wo die Vorbereitungen auf ein bevorstehendes Fest in den letzten Zügen lagen. Leider sind wir zu früh abgereist, um das noch zu erleben.

So ging ein Urlaub zu Ende, der nach den sehr eingeschränkten Corona-Jahren ein perfekter Kompromiss war zwischen „großer Hüpfer“, „nicht zu teuer“ und „Mal was ganz anderes“. Wir müssen auf jeden Fall noch einmal wieder kommen. Nicht nur wegen dem extrem leckeren Maracuja Saft, sondern auch, weil uns eine der großen Inseln noch fehlt, mit dem beeindruckenden Pico. Den möchte ich gerne noch besteigen!
Viele Grüße,
Bloke