Ein Ring, sie alle zum Tanz zu vereinen…

In diesem Artikel hatte ich euch die bevorstehende Konzert- und Festivalsaison schon vorschattiert und eigentlich schreibe ich nicht groß über Musik-Events. Aber Rock am Ring ist DAS Festival schlechthin, so wie der eine Ring aus der zugehörigen Geschichte. Und an diesem Wochenende gab es einfach zu viel Verrücktes, um es nicht fest zu halten. Oder wie man sagt: Das kannst Du Dir nicht ausdenken.

Musikalisches

Um es vorweg zu nehmen: Das Wochenende war voll gepackt mit großartigen Bands und ich habe sogar ein paar neue Favoriten entdeckt. Wie immer spielten die unzähligen Bands auf drei verschiedenen Bühnen. Früher hießen die mal „Volcano-„, „Crater-“ und „Alternastage“. Das hat sich eingebrannt und sitzt. Diesmal (neuer Veranstalter) wollte man wohl ein Zeichen setzen und hat neue Namen eingeführt. „Utopia-„, „Mandora-“ und „Orbitstage“.

Geblieben ist die Tatsache, dass, wenn man sich auf der Mitte des Geländes aufhält (in der Nähe des Riesenrades), man mehr oder weniger alle drei Bühnen gleich gut hören kann. Das hilft bei unbekannteren Bands bei der Entscheidungsfindung darüber, was man sich wohl anhören möchte.

Geblieben ist aber auch, dass der Bereich vor der Hauptbühne in drei Sektoren aufgeteilt ist. In die vorderen beiden Sektoren kommt man nur rein, wenn das Zutrittssystem ausreichenden Platz anzeigt. Es gibt ein Ampelsystem und entsprechende Security am Zugang. Das bedeutet aber auch, dass man sich – wenn man seine Lieblingsband auch wirklich von GANZ VORNE sehen will – schon ca. zwei Bands vorher auf den Weg machen und dann ggf. auch eine uninteressantere Band aushalten muss. Das reduziert ganz erheblich die Flexibilität. Und: zumindest am Freitag kam es zu der Konstellation, dass meine interessantesten Bands alle mehr oder weniger überschneidende Spielpläne hatten. Die haben sich quasi auf zwei Bühnen jeweils leicht überlappend die Hand gegeben. Undenkbar, da auch noch mit Vorlauf auf dem Weg nach ganz vorne zu sein.

So habe ich mich meist im hinteren Bereich herum getrieben. Sicht (dank großer Monitore) gut, Sound sogar etwas besser (dank großer Boxen aber doch etwas reduzierter Lautstärke) und Stimmung nicht ganz so wild (für „Moshpit“ und „Wall of death“ bin ich einfach zu alt) – da kann man es genießen und bei Bedarf mal schnell an der Burger Bude vorbei zur anderen Bühne eilen.

Und was hab ich da alles gesehen? Eine Menge Bands. Viele habe ich gekannt, manche aber auch nicht. Und die Eine oder Andere Band kannte ich zwar, hätte aber nie gedacht, dass da am Ende so viel Stimmung raus kommt 😉

Die Klassiker

Hier findet ihr die großen Namen, wegen derer ich eigentlich vor drei Jahren das Ticket gekauft hatte und die zum Glück bei jeder einzelnen Verschiebung wieder mit dabei waren.

Die Mehrheit der folgenden YouTube Videos wurde beim gleichzeitig stattfindenden Zwillingsfestival in Nürnberg (Rock im Park) aufgenommen. Dort hat jemand mehrere Auftritte gefilmt.

Green Day

Eine der verrücktesten Band, die ich kenne mit soooo vielen Hits, die man alle schonmal gehört hat, die viele aber gar nicht dem Namen GreenDay zuordnen. Wir hatten unfassbar viel Spaß. Und ein Fan ging sogar mit einer neuen Gitarre nach Hause!

Selbst gefilmt: Green Day
Auch selbst gefilmt, Nochmal Green Day

The Offspring

Die Jungs von The Offspring waren schon immer der Alternativ-Entwurf zu Green Day. Ähnlich punkig, genauso frech und auch eine Menge geiler Stücke…

Volbeat

Volbeat waren einer der Headliner. In dem Fall: Sonntags. Das ist immer ein bisschen undankbar weil doch manche (so auch wir) Abends wieder die Rückfahrt antreten, aber es waren in diesem Fall wirklich alle noch da. Rappelvoll und gute Laune. Das Video ist von einem anderen Festival dieses Jahr.

Sportfreunde Stiller

Natürlich kannte ich die Sportfreunde schon und Evas „Martin-Lied“ ist eine der beiden Nummern hier. Ihr dürft raten 🙂 Aber irgendwie hatte ich nicht angenommen, dass die Jungs live so viel gute Laune verbreiten würden.

Die unerwarteten Überraschungen

Neben den bekannten und großen Namen, die mich ursprünglich zum Ticketkauf animiert haben, bin ich im Weiteren Verlauf über ein/zwei interessante Namen und Bandbeschreibungen gestolpert und während des Festivals haben sich dann weitere Zufallstreffer ergeben. Einmal stand ich vor der Bühne, auf der gerade „Bullet for my Valentine“ spielte und war nur mäßig begeistert. Da kam eine Nachricht von Tom vor der Nachbarbühne: „Royal Republic ist eigentlich nicht schlecht“. Also wurde schnell die Bühne gewechselt und was soll ich sagen: Er hatte recht… I can see your Underwear… 😉

Sondaschule

Ska Punk. Mal was Anderes! Zugegeben, das Video ist schon älter, aber genau so gings ab 🙂

Schmutzki

Hier ein Mitschnitt vom Hurricane Festival. Ein bisschen rauh, ruppig, dreckig… war auch bei RaR eine echt gute Stimmung:

Alligatoah

VOR dem Festival war Alligatoah für mich so eine Anti-Band, bei der ich mich gefragt habe, was die eigentlich bei Rock am Ring sollen. Und dann wurde das DIE Überraschung schlechthin. Eine Bühnenpräsenz, Humor, Musik… alles was es für eine geile Zeit braucht. Ich kann nur empfehlen mal die Aufzeichnung von Rock am Ring 2019 auf Youtube an zu schauen. Phä-no-me-nal!

Royal Republic

Und hier nun der durch Tom entdeckte Mega-Geheimtipp… Üblicherweise gibt es eine „Band-Hierarchie“ nach der die Bands zum Abend hin immer bekannter und besser werden. Die Kollegen hier haben das aber auf den Kopf gestellt. Und als Gegenpol zu Bullet for my Valentine allemal ein Highlight. (Das Video hier ist ausnahmsweise weder von Rock im Park noch selbst gefilmt…)

Organisatorisches

Rock am Ring war in der Vergangenheit ein meiner Meinung nach sehr gut durch organisiertes Erlebnis. Nun hatten wir aber die letzten beiden Jahre eine Pandemie inklusive Festivalpause und so haben viele Leute das Durchführen von Groß-Events scheinbar ein bisschen vergessen. Zusätzlich hat sich Marek Lieberberg, der Erfinder des Festivals, aus der Organisation zurück gezogen. Die neuen Veranstalter waren meiner Meinung nach in mancherlei Hinsicht mit der Größenordnung überfordert. Immerhin waren insgesamt 90.000 Fans vor Ort, von denen viele seit Mittwoch die Zeltplätze bevölkerten. Dennoch kam eine nicht zu vernachlässigende Zahl an Besuchern auch erst am Freitag Nachmittag an. Und da ging der Spaß dann los.

Anreise

Im Vorfeld des Konzertes kamen immer wieder Informationen vom Veranstalter, ca. eine Woche vor Beginn auch bezüglich Anreise und Parkplatzsuche. Tenor der Anreiseinformationen war: Lasst euch vom Navi bis grob in die Gegend führen und folgt dann dem elektronischen Parkleitsystem. Aha…

Auf den verfügbaren Karten waren nur die Parkplätze in unmittelbarer Nähe eingezeichnet. Ich habe früher gerne im Streckenabschnitt „Pflanzgarten“ geparkt. Das war ein großer, entspannter Parkplatz mit Shuttlebus Anbindung. Also bin ich erst mal dort hin gefahren. Da war auch von Parkleitsystem weit und breit nix zu sehen. Pflanzgarten war aber schon zu. Dort sagte man uns, anderthalb Kilometer weiter, im Brünnchen, wäre noch was. Also hin gefahren…. Brünnchen angeblich voll. Auf meine Nachfrage „Aber der halbe Platz ist doch noch leer“ erhielt ich die saloppe Antwort: „Das ist der Wendeplatz für die Busse.“ Echt? Ein halbes Fußballfeld? Hammer-Busse müssen die hier haben. Man schickte uns weiter in Richtung Haupteingang.

Auf dem Weg sahen wir mehrere geschlossene (weil volle) Parkplätze und erreichten nach dem Haupteingang einen weiteren Parkplatz mit Personal. Ja, es wären noch Plätze frei, aber nicht für Tagesparker wie uns. Nur für Camper und Zeltplatz. Aber bei B und C wäre was frei.

Die auf dem Plan eingezeichnete Straße war gesperrt. Also ging es im großen Bogen ganz außenrum. Der nächste Einweiser sagte uns dann, wir sollen zu C6c fahren. Dort wäre was frei, aber der Kollege vor Ort wüsste das ggf nicht und wir sollen stur bleiben. Echt jetzt? Das ist die Lösung? Meine Meinung: Etwas derart pedantisch organisiertes hab ich im Leben noch nicht gehabt. Aber das war ja noch nicht das Ende der Fahnenstange.

Nachdem wir endlich auf dem Parkplatz angekommen waren und eine Lücke gefunden hatten, ging es zum Check-in. Leider war das nur ein Check-In für Camper. Auf meine Beschwerde, wieso sie eigentlich hier nur Camper ein checken, wo doch da oben auch ein Tagesparker-Parkplatz sei, wurde uns dann endlich ein Bändchen gegeben (eins für Camper – duh!) aber kein Ticket Swap-Paket, das eigentlich für all diejenigen gedacht war, die ihr Ticket aus den Vorjahren behalten hatten. Ich hätte ja nicht so diskutiert, wenn man das Bändchen nicht dort schon gebraucht hätte, um ein beschissenes Shuttlebus Ticket zu kaufen. Am Ende sind wir dann zum Gelände hoch gelaufen… mir war die Schlange zu lang.

Diese ganze Fehlorganisation hat uns dermaßen viel Zeit gekostet, dass wir die Hälfte des Donots Konzertes verpasst haben, auf das wir schon gespannt waren. Und zur allgemeinen Überraschung standen – völlig unerwartet und ohne dass sie offiziell Teil des Lineups waren – die Toten Hosen bei den Donots mit auf der Bühne. Hammer.

Verpflegung

Wir wollten uns gerade entspannen, etwas Essen und Trinken, da hatte ich prompt schon wieder Puls. Karl, mei Droppe. Nicht vergessen, wir reden hier über ein Festival mit 90.000 Besuchern. Die wollen MASSENWEISE Bier, andere Getränke und Steaks. Und Pommes.

Nun standen da allenthalben Ausschank-Zelte von Warsteiner. Dort gab es Bier, Wasser, Cola… und jetzt schnallt euch an: Alles was kein Bier war, wurde aus Literflaschen ausgeschenkt. In 0,5er Becher. Die haben so oft Flaschen hin und her geschleppt, das kannst Du Dir nicht vorstellen. Nach jedem zweiten Becher brauchte es neue Flaschen. Albern. Für Bier gab es Zapfhähne. Und das sah dann so aus: Drei Leute haben Bestellungen angenommen und nach hinten zum Zapfbetrieb weiter gegeben: „Drei Bier!“ „Fünf Bier!“ „Zwei Bier!“ Und hinter der Theke stand EINER! Alter Falter, EINER und hat sich tot gezapft. Ich bin echt fast eskaliert. 45 Minuten anstehen für ne beschissene Cola.

Gegenüber bei den Burgern war man offensichtlich völlig überrascht, dass die Leute zu hunderten Pommes wollten und kam mit den zwei kleinen Mc-Donalds-großen Friteusekörbchen völlig unvorhersehbarerweise nicht gegen die Nachfrage an.

Am Ende des ersten Tages stand ich an einem Ausschank und wunderte mich, dass noch mehr los war als sonst. Antwort eines Wartenden: „Da hinten ist das Bier alle, die kommen jetzt alle hier her“. Geil. Dann müsste ich „Da hinten“ ja rasend schnell zu einer Cola kommen. Nix wie hin.

„Eine Cola bitte“…. „Wir haben keine sauberen Becher. Wir schenken gar nix aus.“. Noch Fragen, Kienzle?

Umweltschutz

Am Samstag wollte ich mir einen Crêpe kaufen. Das kenne ich so: Man bekommt ihn entweder auf einer essbaren Waffel oder einem dünnen Papptablett. Von beidem kann man ihn recht bequem herunter essen. Hier am Ring wollte man unbedingt etwas für den Umweltschutz tun und hat sich folgendes Schildbürger-Stück überlegt:

Crêpe auf „Grün“.

Ich bekomme also einen Crepe, den ich so vom Harplastiktablett nicht ohne weiteres essen kann. Dazu eine Holzgabel, die für einen Crêpe völlig ungeeignet ist und sowieso in den Müll fliegt. Selbst wenn die Ökobilanz der Holzgabel besser als sie einer Ess-Waffel oder eines Papptellers wäre: Man muss die schweren Tabletts erst mal zum Gelände bringen, dort waschen (verbraucht Frischwasser, Waschmittel und Energie zum Heizen) und am Ende wieder abtransportieren. Totaler Irrsinn für einen Crepe. Ich hab gefragt, ob ich statt dem Tablett und der Gabel einfach zwei zusätzliche Servietten haben kann. Konnte ich nicht. Die Pizza 20 Meter weiter haben sie aber auf Pappkartons raus gegeben. Honks.

Aber nochmal: Am Ende war es ein mega Festival mit viel guter Musik und wir haben am Samstag auch unser Swap-Package noch bekommen.

Als wenn das nicht genug wäre, hab ich mir auch NOCH was mit gebracht:

Zweistreifig…. 🙁

Grüße aus der Isolationshaft,
Bloke

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