Mit Kussmund – Teil 2

Es ist ja schon ein paar Tage her, seit ich mit dem Bericht über unsere Nordland-Fjordkreuzfahrt angefangen habe und es ging bisher eigentlich noch gar nicht um Fjorde… Das lag zum Einen daran, dass man – um zu den Fjorden zu gelangen – ein bisschen Zeit benötigt, was sich in einem ganzen Seetag niederschlägt, zum Anderen an den horrenden Preisen für das WLAN Paket an Bord. Immerhin wird das mit Fortschreiten der Reise jeden Tag günstiger und so kam irgendwann, was kommen musste. Wir sind mit einem Gerät online 😉

Nach unserem ersten Ankommen an Bord ging es also in den Sonntag, ein Tag auf See. Genannt: Seetag. An solchen Tagen kann man in Ruhe das Schiff erkunden, Freizeitangebote wahrnehmen, fremder Leute unerzogene Kinder ertragen, oder sich gemütlich von überraschend gutem Wetter wecken lassen.

Guten Morgen liebe Sonne… So weit oben im Norden eher selten…

Wir haben es am Sonntag ruhig angehen lassen und sind zunächst zum Frühstück gegangen. Ruhig angehen lassen ist hier relativ, denn

  • Hier im Norden wird es zu dieser Jahreszeit erschreckend früh hell und es gibt zwar lichtundurchlässige Vorhänge, aber keine Rolläden
  • Wir hatten im Vorfeld bereits einen „Koch-Event“ für 11:30 Uhr gebucht. Da macht zu spätes Frühstück nicht viel Sinn.

Heiß

Es handelte sich um einen Küchen-Workshop im bordeigenen „Steak-House“ Restaurant. Im Grunde war es kein Kochkurs im engeren Sinn, sondern ein kommentiertes Vorkochen des Chefkochs mit uns allen in der Küche. Dabei wurden für uns nicht nur die Tricks und Profi-Tools der Köche erklärt und vorgeführt, wir durften mit Rib-Eye, Rumpsteak, Schweinebauch und Bison auch verschiedene Fleischsorten testen.

Ein Riesenhaufen Fleisch, professionell zubereitet!

Dabei wurde auch nicht mit Fett bzw. Butter gespart:

Zuguterletzt wurde alles ausgiebig verköstigt und das Mittagessen hatte sich damit gleich mit erledigt. Satt!

Ab 20 Uhr hatten wir ein Abendessen in der Erlebnisgastronomie gebucht, bis dahin galt es, sich die Zeit zu vertreiben. Das gelang unter Anderem im Theatrium, einer zentral gelegenen Bühne mit Zuschauerraum über drei Etagen. Hier spielte eine aufgezeichnete Band vom Band auf dem Bildschirm, gepaart mit Sängern live auf der Bühne.

Theatrium. Karaoke in „gut“.

Nass?

Doch es galt, die Uhr nicht aus dem Blick zu verlieren, denn um 20 Uhr – Pünktlich – mussten wir einer Einladung Folge leisten. Wir unternahmen eine Zeit- und Unterwasser-Reise zu Triton, dessen Schatz vom bösen Kraken gestohlen wurde. Unser Gastgeber erklärte sich daraufhin ohne separate Rücksprache mit uns bereit, den Schatz zurück zu holen. Und so machten wir uns auf eine kulinarische Reise in die Tiefen der Tiefsee, vorbei an Riesenaalen, Quallen und Meerjungfrauen.

Das erwies sich jedoch als nervenaufreibend UND sättigend zugleich…

Unser Gastgeber, ein freundlicher Chaot.
Der Hauptgang – fortgeschritten lecker!

Der Ausflug im virtuellen Zeitreise-U-Boot dauerte überraschend lang und so ließen wir uns gegen 23:30 Uhr müde ins Bett fallen. Am kommenden Tag, dem Montag, stand Bergen auf dem Plan. Uns erwartete dort eine selbst gebuchte Stadtführung und ein paar Überraschungen.

Trocken!

Die erste Überraschung war genau genommen keine. Der Kapitän hatte uns in seiner abendlichen Ansprache am Vortag mental darauf vorbereitet, dass wir, wenn alle brav das Tellerchen leer essen würden, den Besuch in Bergen bei überwiegend atypischem Wetter – Sonnenschein und 25 Grad – verbringen würden. Und so kam es dann auch – überwiegend.

Den Vormittag über sind wir auf eigene Faust durch Bergen und den Touristisch besonders interessanten Stadtteil Brüggen gelaufen. Dabei kommt man zwangsläufig am (überwiegend enttäuschenden) Fischmarkt vorbei und trifft relativ schnell auf die Holzhäuser der Hanse, die mittlerweile ein UNESCO Weltkulturerbe sind.

Die Häser der Hanse in Bergen / Brüggen. Weltkulturerbe.

Wenn man hinter die Fassaden blickt erkennt man, dass hinter jedem der Häuser eine lange Reihe an Holzhäusern steht, die früher als Lager, Büro und Wohnung gedient haben.

Hinter den Kulissen: Holzhaus an Holzhaus.

Eine weitere Attraktion in Bergen ist der/die Schillingsbolle, bei uns allgemein als Zimtschnecke bezeichnet. Zufälligerweise gibt es die unter Anderem in einer Bäckerei, direkt in den Hanse-Häusern. Überraschung zwei: Ziemlich lecker.

Getestet und für Gut befunden!

Wenn man an den Hanse Häusern vorbei geht, dann erreicht man relativ schnell die alte Festungsanlage, in der sich auch eine große Steinhalle befindet, die Hakonshalle. Hier wurden früher Könige gekrönt und königliche Hochzeiten gefeiert. Überraschung drei: Bei all dem Trubel außen und drum herum: Ein ungeplantes Konzert…

Jetzt in offiziell: Stadtführung

Gegen 13 Uhr waren wir mit unserem über Tripadvisor gebuchten Stadtführer verabredet, noch einem Martin. Und da lauerte Überraschung vier, die eigentlich auch keine war, denn Martin hatte uns schon am Vorabend gewarnt: Zwei der Teilnehmer in der Stadtführung wären mit einem ZDF Kamerateam zwecks Norwegen Reisebericht unterwegs. Wir würden möglicherweise gefilmt. Und tatsächlich:

Martin wird gefilmt. Wir auch?

Immerhin schafft es unser Guide, trotz des Film-Tems, eine spannende und kurzweilige Stadtführung mit uns zu machen. Ob wir es als Statisten in den Reisebericht am 3.8.2025 im ZDF schaffen? Wir sind gespannt. Das wäre Überraschung Nummer fünf!

Kalt

Unser Kapitän hatte es in seiner humorigen Art schon angedroht: Gegen Abend könne es in Bergen trotz aufgegessener Teller noch zu „flüssigem Sonnenschein“ kommen. Und Unser Guide sagte auch mehrfach: Wir hätten Bergen ja nun Ü-BER-HAUPT-NICHT von seiner typischen, verregneten Seite kennen gelernt. Ich war überdurchschnittlich erfreut, NICHT nass geworden zu sein, und das Wetter hielt sich sogar noch bis kurz vor Ende, als wir zwecks Stadtpanorama auf den Hausberg gefahren sind:

Bergen im Sonnenschein, links hinten unser „Eimer“, AIDAnova.

Kaum waren die Bilder gemacht, setzte zunächst leichter Regen ein. Wir haben also die nächstbeste Bahn nach Unten genommen, bevor es sich plötzlich alle genauso überlegen würden. Denn es waren nur noch ca. 1,5 Stunden bis „all on board“ und wer will seinem Reiseschiff schon vom Pier aus hinterher winken?

Die Entscheidung war goldrichtig denn als wir an der Talstation ankamen – strömender Regen. Immerhin haben wir Bergen so erlebt, wie es sich angeblich die meiste Zeit des Jahres anfühlen soll.

Rot

Dieser Zustand des „Wetter normal“ sollte jedoch nicht lange anhalten. Bereits nach dem Abendessen erreichte uns – schon wieder vom Kapitän im Vorhinein angekündigt – eine etwas windige aber stabile Blauhimmel Front. Und wozu führt blauer Himmel am Abend? Zu rotem Himmel:

Eva winkt mit Aperol.

Das eigentliche Abendrot sollte aufgrund der Nördlichkeit unseres Aufenthaltortes bis kurz nach 23 Uhr auf sich warten lassen. Dann aber:

Bei genauerem Hinsehen erkennt man durch die Spiegelung des Sonnenuntergangs die im Atrium dahinter stattfindende „White Night“-Party:

Blau

Der heutige Dienstag stand wieder vollständig unter dem Motto des falschen Wetters. Blauer Himmel und Rekord-Temperaturen von an die 25 Grad. Auch hier macht sich der Klimawandel langsam bemerkbar.

Ensprechend sah die Begrüßung in Nordfjordeid aus:

Flach, Blau, Flau

Wir haben den Tag für einen Ausflug zum Geirangerfjord genutzt und mussten entsprechend früh von Bord, um unseren Bus zu erreichen.

Ein Bussi zum Abschied? Nur bis heute Nachmittag!

Die Fahrt zum Geirangerfjord dauerte gut eine Stunde. In einem großen Reisebus über schmale, kurvige Landstraßen durch dunkle, fast unbeleuchtete Tunnel: Ein kleines Abenteuer.

Am Startpunkt der Rundfahrt angekommen war ich nicht wenig überrascht. Ein großes Kreuzfahrtschiff der MSC-Reederei fuhr neben unserem kleinen Boot ebenfalls in den Fjord. Dass er als „Fjord“ dafür tief genug ist, war mir klar. Ich hätte einfach nicht gedacht, das man solcherlei Kreuzfahrtschiffe in dieses Gebiet fahren lassen würde.

Naturgewalt? Gewaltige Natur!

Immerhin erfüllte das MSC-Schiff einen Zweck: In jedem normalen Hafen sind Schiffe diesen Kalibers unter den Größten. Alles wirkt neben ihnen winzig. HIER jedoch drehte sich das alles um: Neben den unfassbar großen Steilhängen und Wassefällen des Fjords, in dieser gewaltigen Landschaft, da wirkte selbst der MSC-Kreuzer winzig:

In der Nähe des Eingangs zum Geirangerfjords waren die Hänge noch nicht ganz so steil und die Berge nicht ganz so hoch .
Weiter „hinten“ dann, wirkt es erst richtig 😉

Eine Besonderheit des Fjords sind kleine, heute verlassene Bauernhöfe. Wer findet einen?

Ich muss gestehen, ich war bisher felsenfest davon überzeugt, dass sich die atemberaubendste Landschaft dieser Art in Neuseeland befindet, im Milford-Sound. Wenn man aber absolut nicht willens ist, 25 Stunden lang dort hin zu fliegen, dann ist dieser Fjord verdammt nah dran. Das war ein wirklich beeindruckender Ausflug.

Landschaft, soweit das Auge reicht!

Den Nachmittag haben wir gemütlich an Bord verbracht und diese unerträgliche Hitzewelle an uns vorüber ziehen lassen. Und ich habe natürlich diesen Artikel geschrieben.

Morgen geht es nach Alesund und danach in Richtung Stavanger, wo der Preikestolen auf uns wartet.

Grüße,
Bloke