…wirklich? Wie ich in diesem Artikel über die Hacker geschrieben habe, stand bei mir noch ein Linux Upgrade an. Das habe ich erfolgreich ein paar Tage vor mir her geschoben, aber wir wissen alle: Am Ende führt eh kein Weg dran vorbei. Und wie ich bereits erwähnte: Ich konnte ja üben.
Also habe ich vor einer Woche meinen internen Server auf Suse 15.1 umgestellt. Im Grunde kinderleicht:
Alle aktuellen Updates eingespielt, dann die Softwarequellen auf das neue Release umgestellt und zuguterletzt ein Release-Upgrade angestoßen. Lief erstaunlicherweise reibungslos. Die Maschine kam nach dem Reboot problemlos hoch und alle Dienste waren wieder da.
Das machte Mut.
Übermut tut selten gut
Und dennoch. Auf meiner Workstation, meinem täglichen Arbeitsplatz-PC, ist zwar im Grunde das gleiche Linux-System drauf. Aber zusätzlich die herstellerspezifischen Treiber für die Zocker-Graffikkarte, Druckertreiber, Scannertreiber, Bankingsoftware mit Chipkartenleser, Webcam… Eine ganze Menge zusätzlicher Mist, der teilweise spezielle Treiber nutzt und schon mal zicken kann.
Und siehe da: Gleicher Ablauf wie oben, aber – kein Reboot. Die Kiste blieb mit schwarzem Bildschirm stehen.
THEORETISCH könnte man dann anfangen, mit Rescue-Boots irgendwie ins System zu kommen, via Change-Root ins kaputte System zu wechseln und dort versuchen, den Rotz (oups, Entschuldigung…) zu reparieren. Das ist etwas kompliziert, teilweise nervenaufreibend und zum Glück völlig unnötig. Denn ich habe alle meine Konfigurations- und Nutzerdaten auf separaten Partitionen abgelegt, sodass es schneller war, einfach die DVD einzulegen und das neue System frisch zu installieren. Meine Benutzerdaten, Favoriten, Thunderbird-eMail-Konten und alle Desktop-Settings waren sofort wieder da, weil ich die „home“ Partition unformatiert wieder einhängen konnte. Aber anderthalb Stunden waren am Ende trotzdem flöten.
Und jetzt? Den Blog-Server hatte ich noch vor mir. Einmal gut gegangen, einmal schief. Und auf dem Blog läuft auch nicht nur das normale Linux, sondern nebenbei noch ein Docker-Container und eine ganze Menge mehr…
Augen zu und durch.
Natürlich mit Backup. Und erst nachdem alle regelmäßig laufenden Hintergrundprozesse angehalten waren. Und natürlich die Server selbst: Nginx, Mysql, PHP-FPM, Docker. Alles sauber beendet.
Dann hieß es Daumen drücken. Rebooten. Daumen drücken… Tataaaa: Die Kiste kam tatsächlich wieder hoch. Blog war da. Nextcloud auch. Docker lief. Also schnell einen Test gemacht. Im Blog angemeldet: Check. Nextcloud angemeldet: Check. Ein Dokument in der Nextcloud angeklickt und in Onlyoffice bearbeitet: Kein Check. Oh Schreck.
Irgendein nichtssagender „Timeout“ Fehler. Ich habe dann testweise Onlyoffice „weggeworfen“ und den Docker Container neu geladen. Docker ist ein seltsames Konstrukt… Hat nicht geholfen. Zum Glück hab ich mich an ein ähnliches Problem aus dem Februar erinnert und mein eMail-Archiv durchforstet.
„chown -R www-data:www-data /var/lib/nginx“ hat die Lösung gebracht. Es lag also in dem Fall ausnahmsweise nicht an Docker.
Völlerei!
Nein, das hatte ausnahmsweise nichts mit einem ehemaligen Fußballprofi zu tun. Denn was sahen meine entzündeten Augen bei der Gelegenheit? Das Filesystem ist von „vor dem Upgrade“ 41% auf „hinterher“ 65% voll gelaufen. Wo kamen die 25 Prozent her?!?
Also hab ich mich auch dazu auf die Suche gemacht. Nach etwas Verzeichnisgrößenanalyse hab ich herausgefunden: Das automatische Snapshot-System „Snapper“ legt bei jeder größeren System-Aktion einen Schnappschuss des Dateisystems an. Das sind schnell ein paar Gigabyte. So auch heute. Nach etwas Suche im Internet habe ich heraus gefunden, wie ich ein/zwei alte Snapshots aus dem April und Mai löschen konnte. Wir sind wieder bei 40% 🙂
Der Sinn des Ganzen…
Aber warum das Ganze? Ist Suse 15.1 so viel besser als 15.0? Nein. Eigentlich nicht. Suse Leap ist grundsätzlich eine sehr konservative Linux-Distribution. Man ist dort eher vorsichtig mit neuen Programmversionen. Suse Tumbleweed hingegen veröffentlich jede halbgare Betaversion 😉
Insofern hat Suse 15.1 ein paar notwendige Aktualisierungen erhalten, bewegt sich aber bei den meisten Anwendungen immernoch auf ähnlichem Stand wie 15.0. ABER: Wie immer nach der Veröffentlichung einer neuen Version ist das Supportende des Vorgängers schon absehbar. Also musste ich umstellen, alleine schon um in Zukunft weiter Sicherheits-Patches zu bekommen. Aber mit etwas Glück habe ich jetzt ca. anderthalb Jahre meine Ruhe.
So, Mühle läuft, ich gehe aufs Stadtfest.
Gruß,
Bloke