Der tapfere Leser hat die Artikel chronologisch gelesen, den Direkt-Einsteigern sei hier der Hinweis gegeben: Dies ist Folge DREI des Sommerurlaubs. Die Teile 1 und zwei findet ihr HIER und HIER.
Im Teil 3 geht es nun um unsere Norwegen-Stopps in Alesund und Stavanger. Nicht alles kam wie erwartet, aber fast alles war besser als erhofft.
Zugegeben, der Geirangerfjord war bis hierher das absolute Highlight und schwer zu toppen. Insofern waren das schlechte Voraussetzungen für Alesund. Allerdings habe ich im Nachhinein den Eindruck, das Alesund sich auch nicht besonders intensiv bemüht hat. Aber betrachten wir das mal der Reihe nach.
Alesund
Schaut man sich den Wikipedia Artikel über die Stadt mal an, dann erfährt man, dass sie aufrund vieler Jugendstilhäuser bekannt ist. Ebenso gibt es immer wieder Bilder, die die Stadt, von Wasser umgeben, auf drei miteinander verbundenen Inseln zeigen. Im Grunde sehr romantisch.
Wir hatten uns daher entschieden, hier KEINEN Ausflug im Vorhinein zu buchen (z.B. in einen der anderen, von hier erreichbaren Fjorde), sondern uns auf eigene Faust in der schönen Stadt um zu schauen. Wenn man aber morgens beim Frühstück sitzt und sich überlegt, welche der Sehenswürdigkeiten man sich anschauen will, dann merkt man schnell: Eigentich gibt es hier nur den Hausberg Aksla und das Aquarium. Letzteres ist aber etwas weiter außerhalb der Stadt.
Wir sind relativ zeitig von Bord gegangen, um die 418 Stufen auf den Berg noch – soweit möglich – im Schatten zu erklimmen. Und das war eine gute Idee. Außerdem war es auf der Treppe um diese Uhrzeit noch etwas leerer.

Selbst auf halber Höhe kann man schon einen schönen Überblick über die Stadt gewinnen, wir wollten aber „nach ganz oben“. Also ging es weiter bergauf.

Man kann im Hintergrund die beiden kleineren Hügel sehen, hinter denen das Aquarium liegen müsste.

Man kann weiter hinten, Richtung Horizont, auch weitere Inseln entdecken. Landschaftlich ist Alesund wirklich gar nicht schlecht. Das Problem beginnt aber, wenn man ohne weiteren gebuchten Ausflug vom Hausberg hinab steigt. Was dann?
Unser Plan: In die Altstadt gehen, Kaffee Trinken, vielleicht ein Stück Kuchen essen und die Sonne genießen.
Die Realität: Außer ein paar Jugendstilfassaden gibt es de facto nichts. Keine Biergärten, keine schönen Cafes, nada.

Außer dieser einen Häuserfront am Wasser gab es noch eine handvoll andere Häuser aus 19-hundert-Gaxelstein. Allerdings gänzlich ohne touristischen oder kulturellen Mehrwert. Es gab wirklich exakt nichts.
Nach nur ca. 2 Stunden waren wir zurück an Bord, wo wir weitere Mitreisende trafen. Manche haben das Aquarium besucht, waren aber dermaßen desillusioniert angesichts der überschaubaren Größe der Ausstellung und der Lieblosigkeit der Präsentation. Da haben wir mit unserem Plan also halbwegs richtig gelegen.
Versteht mich nicht falsch, Alesund hat bestimmt seine Reize und ist zumindest in Richtung Geirangerfjord eine gute Ausgangsbasis. Diese Reize hat es bei unserem Besuch im Jahrhundert-Sommer mit blauem Himmel aber erfolgreich versteckt.
Sahnestückchen?
Am späten Nachmittag ging es weiter zum letzten Stop der Reise: Stavanger. Hier hatten wir bereits im Vorfeld einen Ausflug gebucht, denn es wird hinsichtlich der Organisation etwas haarig:
Relativ weit oben auf meiner „Bucket-List“ steht der Preikestolen, irgendwo zwischen Maccu Piccu und Angels Landing. Der liegt aber ein paar Kilometer außerhalb von Stavanger. Wenn man dort auf eigene Faust hin will, dann stellt sich das Problem der An- und Abreise sowie die Herausforderung, alles rechtzeitig zu erreichen und pünktlich zurück auf dem Schiff zu sein. Daher haben wir den Ausflug über AIDA gebucht. In dem Fall ist dann auch ein Guide dabei der sicher stellt, dass alle rechtzeitig wieder an Bord sind.
Zu Beginn des Ausfluges war das Wetter noch etwas „wackelig“, der Busfahrer hatte ein paar mal die Scheibenwischer an. Nie wirklich schlimm, aber es war halt grau und nass. Unser Guide für den Tag erwähnte, dass wir auf den 4 Kilometern vom Parkplatz zum Preikestolen ca. 400 Höhenmeter erklimmen würden. Das klang einigermaßen machbar und ich war noch deutlich Guter Dinge:
Was man aber nicht unterschätzen darf:
- Die 400 Höhenmeter sind der absolute Unterschied zwischen „unten“ und „oben“. Der Weg geht aber mehrmals deutlich bergauf und bergab
- Der Großteil der Strecke besteht aus schebben Steinen (wie eine Ansammlung von Geröll) und unregelmäßigen Natur-Stufen. Das geht heftig auf die Knöchel und Knie.
Am Parkplatz noch gut gelaunt und optimistisch:





Auf dem Weg nach oben zogen mehrfach kurze Schauer durch. Manche haben die Regenjacke an- und ausgezogen, andere sind einfach durch marschiert. Die durch die Nässe rutschigen Steine sind zum Glück zügig abgetrocknet.
Das Wetter war zwar einerseits wenig erfreulich im Hinblick auf die Aussicht am Preikestolen, für den Aufstieg selbst war es aber ein kleiner Lotto-Gewinn. Denn um es vorweg zu nehmen: Oben am Stolen kam die Sonne mehr und mehr heraus. Als uns später, auf dem Rückweg, immer noch Leute auf dem Weg nach oben entgegen kamen, die sich im Sonnenschein durch die Landschaft quälten, da hatte ich fast ein bisschen Mitleid.

Doch zurück zum Aufstieg. Der Weg schlängelt sich vom Parkplatz aus zunächst durch den Wald und die Hänge hoch, über einen kleinen „Pass“ und biegt dann langsam über ein Plateau in Richtung Steilwand am Lysefjord ein. Und das ist der Moment, wo – Aufstieg hin oder her – rutschige Felsen einfach nicht opportun sind. Angesichts dieser Wegführung hatte ich schon ein bisschen Puls:

Sieht man sich das obige Foto etwas genauer an, dann sieht man:

Aber es wird kurz vor dem Ziel noch besser. Auf dass nur die „Harten“ oben ankommen.

Und dann, sich ewig ziehende 200 Meter später, hatten auch wir es geschafft.




Wenn man aber noch etwas Reserven hat und bereit ist, ein bisschen weiter zu klettern, dann kommt man etwas oberhalb vom Preikestolen heraus und kann das berühmte Foto von oben machen. Auf dem Weg dahin gibt es zunächst noch einen schönen Blick von vorne:


Ich gebe zu, die letzten 15 Meter waren mir zu rutschig. Ich war kurz davor, da hin zu kraxeln, habe dann aber gesehen, wie ein anderer Wanderer fast nicht mehr zurück klettern konnte. Deshalb nur von „fast ganz oben“:

Vom Preikestolen selbst hat man eine herrliche Aussicht auf den Fjord darunter. Die Ausflugsschiffe sehen beeindruckend winzig aus. Und auch die von Höhe Null sicher beeindruckenden Wasserfälle verlieren von hier oben deutlich an Wirkung.


Nach ein bisschen Durchatmen, ein paar Fotos machen und die Aussicht genießen haben wir den Rückweg angetreten, wie oben erwähnt mit steigenden Anteieln von Sonnenschein. Unten am Parkplatz gab es zur Belohnung noch eine kalte Cola und einen Preikestolen Pin.
Die allgemeine Ansage vor dem Start der Wanderung war, dass es ungefähr zwei Stunden dauert, bis man oben ist und dann auch wieder zwei Stunden für hinunter. Es scheint als hätten Eva und ich zu wenige Foto-Stops eingelegt, denn wir waren in 90 Minuten oben und der Rückweg dauerte genau so lange. Es hat uns zwar nix geholfen, denn der Bus war fix auf 16:30 Uhr gebucht, aber so konnten wir noch ein wenig abschwitzen.
Abschlussrunde
Der Bus hat uns gegen 17:30 Uhr wohlbehalten am Schiff abgeliefert und wir hatten noch gut 2 Stunden Zeit bis wir zwecks Abfahrt an Bord sein mussten. Daher sind wir eine kleine Runde durch die Altstadt und das Szeneviertel von Stavanger gelaufen. Natürlich ist es etwas „unfair“ wenn dann gerade perfektes Wetter herrscht UND ein Festival am Hafenbecken stattfindet, mit Musik und Biergärten. Aber ich bin mir sicher, auch im restlichen Jahr ist Stavanger eine lebhafte Stadt mit ansprechendem Nightlife. So zum Beispiel in der Regenbogenstraße voller Bars und Kneipen. Was das angeht war Stavanger mein Favorit und durchaus die Überraschung auf unserer Tour.

Abschlusstag
Tja, nach Verlassen von Stavanger lag dann der letzte Tag unserer Reise vor uns, wieder ein Seetag zurück nach Kiel. Seetage lassen sich sehr gut zur Erholung nutzen, so zum Beispiel zur Regeneration der müden Knochen nach der Wanderung vom Vortag. Aber man kann an Seetagen auch gut das bordeigene Ausflugsprogramm nutzen. Letzten Sonntag waren wir bei der Kochstunde im Steakhouse (ihr erinnert euch vielleicht). Für diesen letzten Seetag war ein Besuch in der Hauptküche geplant, die die Buffet-Restaurants und die Crew mit Essen versorgt. Leider durfte man hinter den Kulissen nicht fotografieren.
Aber es war schon beeindruckend, einmal auf der „dunklen Seite“ zu stehen. Im Schiffsinneren. Alles funktional, karg, ohne Tageslicht, hoch effizient organisiert mit Ausmaßen, die sich schlecht begreifen lassen. Diese Küche kocht für knapp 6.000 Menschen plus Crew Essen. 2,4 TONNEN Fleisch jeden Tag. Alle Brote und 16.000 Brötchen vor Ort selbst frisch gebacken. JEDEN Tag. Rund um die Uhr in 12-Stunden-Schichten. Ich kann mir gut vorstellen, dass man hier unten schnell das Gefühl für Tag und Nacht sowie Vorne und Hinten verliert.
Fertig, Aus.
Und damit geht der Urlaub im Norden leider schon zuende. Jetzt heißt es Koffer packen, rechtzeitig vor die Tür stellen und morgen Früh das Schiff verlassen. Schade.
Hoffentlich klappt dann auch noch die Heimfahrt von Kiel nach Landau.
Viele Grüße,
Bloke