…. kann mich mal. Wollte ich im Urlaub eigentlich öfter mal sagen. Aber leider hat mein Neffe eine Phase erwischt, in der eine ganze Menge an langen Tagen erforderlich war.
Am 9.1. sind wir in den Mt. Aspiring National Park gefahren und den Rob Roy Glacier Hike gelaufen. Dazu mussten wir das Shuttle in den Park um 8:00 Uhr erwischen, denn die Piste besteht aus 30 Kilometer Schotterpiste und man will ja bei der Rückgabe des Mietautos keine allzugroßen Diskussionen über Lackschäden… Um aber das Shuttle um 8 zu erwischen (in Wanaka) bedurfte es noch einer guten Stunde Anfahrt. Also: Abfahrt 6:30 Uhr (mit Puffer).
Wir hatten wahnsinniges Glück, denn morgens war das Wetter noch sehr angenehm mit sonnigen Abschnitten. Der Hike war überraschend anstrengend, da es hinzus fast ausschließlich bergauf ging. Dafür wurde man mit einem schönen Panorama verwöhnt. Das kennt ihr ja schon von einer der Galerien hier aber nochmal ein kleines Video vom Tal:
Gegen Nachmittag fing es heftig an zu wehen und die Windböen erreichten fast Surmstärke. Es war mir nicht klar, wieso manche Wanderer sich dennoch so lange Zeit auf dem Track gelassen haben. Jedenfalls hat der Busfahrer sein Wort gehalten und ist erst los gefahren, als auch wirklich ALLE an Bord waren.
Don’t feed the troll…
Lustigerweise gab es mehrfach auf dem Track Hinweisschilder, man solle die Keas nicht füttern. Nur leider waren gar keine Keas da, die man hätte nicht füttern können. „Keas nicht füttern“ ging also nicht, sondern nur „Keine Keas nicht füttern“. Ich habe eine Mitarbeiterin der Parkverwaltung angesprochen, wo denn die Keas steckten und sie hat mir bestätigt, dass sich im Tal derzeit nur eine Familie deutich weiter oben in den Bergen aufhält. Sie sagte aber auch, dass man an den Parkplätzen am Tunnel in Richtung Milford Sound immer ein paar treffen kann. Ach? Na dann…
Milford Sound
Am 10.1. war es mir eigentlich egal, was wir unternehmen würden, mein Neffe hatte aber irgendwie Blut geleckt zum Thema Milford Sound. Und ich stimme ja zu: Wenn man schon mal hier ist…!
Wobei „hier“ in dem Fall relativ ist. Es ist eine 290 Kilometer lange Fahrt von Queenstown nach Milford Sound. Über das, was man bei uns zuhause Landstraße nennt. Und das ist „one way“, also mit Rückfahrt doppelt…
Kilometerfresser
Also ging es erneut früh los, weil ich uns „vor den Massen“ eine Rundfahrt auf dem Sound um 10:30 Uhr gebucht hatte. Abfahrt nach gründlicher Überlegung, mehrfachem Abwägen und umentscheiden: 6:15 Uhr. Wieder ein früher Vogel…
Ich habe relativ schnell gemerkt, dass wir zeitlich auf der letzten Rille unterwegs waren. Zum Glück waren die Straßen halbwegs frei. So gab es nur eine Tank- und Sandwich-Pause in Te Anau und einen kurzen Stop beim „Mirror Lake“.
Wir kamen um 10 Uhr im Fjord an und wurden – gabs das vor 16 Jahren auch schon? – von einem Mitarbeiter am Park&Ride am Ortseingang in Empfang genommen. „When is your cruise?“. „10:30“. „Straight ahead please“. Wir durften mangels ausreichend Zeit also bis ganz runter zum Visitor Center fahren. Schön 🙂
Die Kreuzfahrt war für mich wieder mal sehr beeindruckend. Man schippert in einem dreistöckigen Boot direkt an der Seite des 1.600 Meter hohen Mitre Peak entlang. Irgendwie verliert man das Gefühl für Größenverhältnisse…
Beim Buchen des Schiffs am Vorabend erhielt ich eine Information, dass man beim Check-in auch noch einen Aufenthalt im Unterwasserobservatorium buchen könne. Als wir dann beim Check-in standen waren da leider keine Plätze mehr frei. Mist. Aber wir hatten dennoch Spaß und wirklich schöne Aussichten auf diesen beeindruckenden Fjord. Sund? Er wurde von einem Gletscher gefräst: Fjord!
Gummifresser…
Nach der etwas stressigen Hinfahrt hatte ich mir vorgenommen, die Rückfahrt gelassener anzugehen. Und genau das haben wir auch gemacht. Ca. 20 Kilometer landeinwärts kommt man an den Homer Tunnel. Einspurig befahrbar, wenig Licht, und mittlerweile zum Glück ampelgesteuert. Auf der Fjord-Seite mussten wir ein paar Minuten auf die Ampel warten und schon waren die ersten Keas da. Die Gesellen auf dieser Seite des Tunnels waren primär an Essen interessiert und sind mehr oder weniger friedlich an den Autos vorbei gehüpft. Als die Ampel grün wurde, sind alle Fotografen hektisch ins Auto gesprungen und durch den Tunnel gefahren. Was uns aber auf der anderen Seite erwartete, war mit Worten kaum zu beschreiben.
Eine ganze Bande Keas hat es sich zur Aufgabe gemacht, Autofahrer zu unterhalten. Dabei schreckten sie auch nicht vor Innenrauminspektionen und insbesondere Attacken gegen Scheibenwischer, Türdichtungen und Radioantennen zurück.
Bei all diesen Aktionen kommt auch Teamwork recht erfolgreich zum Einsatz. Während ein/zwei Keas die Zuschauer begeistern, macht sich der zweite Trupp hinter dem Rücken der Leute an das nächste Auto ran. Man muss die Augen immer und überall haben und insbesondere die Türen und Fenster zu.
Nach vielen erfolglosen Versuchen habe ich auch einen Kea im Flug „erwischt“. Auch wenn ich mit dem Foto nicht uneingeschränkt zufrieden bin:
Freunde treffen
Nein, damit meine ich nicht das Pärchen, das ich schon auf einer Wanderung auf der Nordinsel gesehen und dann auf dem Rob-Roy-Gletscher-Walk getroffen habe. Auch nicht die Dame vom Rob-Roy-Gletscher, die einen Tag später im gleichen Restaurant in Queenstown saß.
Am Abend haben sich kurzfristig Freunde / Kollegen meiner Schwester / meines Schwagers gemeldet. Auf einer Feier in Deutschland hatten wir schon festgestellt, dass wir zeitgleich einen Abend in Queenstown sein würden. Aber da wir nicht abschätzen konnten, in welcher Verfassung wir sein würden, war das eine eher lockere Verabredung. Und dann… haben sie sich tatsächlich gemeldet. Wir haben ein Eis zusammen gegessen und uns auf der Dachterrasse unseres Hostels gut unterhalten.
Fahrt nach Hokitika
Mit dem 11.1. lag der heftigste Tag bisher vor uns. 530 Kilometer bis nach Hokitika. Und das über die einzige Nord-Süd-Verbindung der Westküste und mit einer Mege zu erwartendem Verkehr. Also: Früh starten und vor der Masse ordentlich Kilometer machen. Früher Vogel Numer drei… Abfahrt um 6:30 Uhr.
In einem Reiseforum hatte ich der Neugier halber vorab mal gefragt, was man von diesem Ritt halten würde. Was habe ich so gehört?
- Unmöglich
- Gefährlich weil anstrengend und ermüdend
- Dauert mindestens 12 Stunden
- So viele Wohnmobile und einspurige Brücken… Das volle Programm.
Aber eigentlich lief es von Anfang an gar nicht so schlecht. Auf der Straße rund um den Lake Wanaka konnte ich sogar Bilder vom Drei-Farben-See machen:
Auch etwas später lagen wir gut in der Zeit und haben rund um den Haast Pass zwei kurze Wanderungen mitgenommen. Stressfrei.
Im Örtchen Haast an der Westküste war sogar Zeit für ein ausgiebiges stationäres Frühstück. Relaxed.
Gletscherschwund
Weiter nördlich haben wir uns dann den Franz-Josef-Gletscher erwandert, man muss sich ja auch mal die Beine vertreten. Das war zwar schön, für mich aber ein riesiger Schreck. Als ich den Gletscher im Jahr 2003 zuletzt besucht hatte, konnte man noch bis zum Eis gehen. Nun kommt man auf dem Weg zur Aussichtsplattform ca. 200 Meter vor dem Ende des Weges an einem Schild vorbei:
6 Jahre davor, 2003, war hier also noch alles voller Eis. Und heute sind es von der 200 Meter weiter gelegenen Platform bis zum Eis noch einmal 700 Meter. Leider konnte ich David also nicht bis an den Gletscher bringen. Ich war ziemlich deprimiert ob dieser rasend schnellen Entwicklung.
Die Sucht nach der Schlucht
Da wir IMMERNOCH reichlich Abstand zur spätestmöglichen Check-In-Zeit von 20:30 Uhr hatten, haben wir beschlossen, auch noch die Hokitika River Gorge mit zu nehmen. Leider war das Wasser hier – wie meistens – fritzel-fratzel kalt. An Baden nicht zu denken. Aber es war ein optisch wirklich schönes Fleckchen und wir haben noch mal frische Luft geschnuppert, bevor wir die letzten 60 Kilometer zum Backpacker angetreten haben.
Fazit: Auch wenn es insgesamt ein 12-Stunden Tag war, so haben wir uns auf der Fahrt doch einiges angeschaut und wenn man sowas nicht täglich runter reißt finde ich, es ist gut machbar.
Der Rest vom Schützenfest
Am 12.1. stand der Rest der Strecke nach Nelson auf dem Plan. Eigentlich ziemlich ereignislos. Wir haben den Tag gemütlich gestartet und zum spätestmöglichen Zeitpunkt ausgecheckt. Nach Frühstück und Shopping sind wir zunächst noch bei den Pancake-Rocks vorbei gefahren. Irritierenderweise war mir zum Frühstück auch schon nach „Pannekuuche“.
Nur schlappe 200 Kilometer an kurvigen Bergstraßen später, gegen 16:30 Uhr, haben wir Nelson erreicht. Ein erfreulich europäisch angehauchtes Städtchen mit kurzer Fußgängerzone, Fahrradwegen und offensichtlich leicht überdurchschnittlichem Ambiente für Neuseeländische Maßstäbe.
Nach dem Beenden dieser Zeilen werde ich mich auf die letzten zwei actionreichen Tage vorbereiten: Morgen der Abel Tasman Track. Wir laufen das Nordende, zu dessen Beginn wir uns mit dem Wassertaxi fahren lassen. Vom Ende des Tracks holt uns dann (hoffentlich) ein betreits gebuchtes Privat-Shuttle ab.
Einen Tag später sind wir eher passiv und lassen uns vom Pelorus Mailboat durch den gleichnamigen Fjord (Sund?) schippern. Ein bisschen wehmütig bin ich schon, denn das markiert das Ende dieses Neuseeland Aufenthaltes.
Mangels Zeit werde ich die kommenden zwei Tage ziemlich sicher keine schriftlichen Updates mehr schicken können. Mit etwas Glück kommt noch die eine oder andere Galerie, bevor ich nach Sydney reise.
Bis dahin,
Bloke